Mittwoch, 11. März 2009

Amokläufer von Winnenden ist tot



Winnenden (dpa) - Entsetzen und Fassungslosigkeit in der baden-württembergischen Kleinstadt Winnenden: Ein 17 Jahre alter Amokläufer hat mindestens 15 Menschen und anschließend sich selbst getötet.

Nach Angaben der Polizei betrat der Täter um 9.30 Uhr die Albertville-Realschule und schoss während des Unterrichts um sich. Nachdem der schwer bewaffnete Ex-Schüler in der Schule mindestens neun Schüler und drei Lehrer erschossen hatte, tötete er auf seiner Flucht laut Medienberichten drei weitere Menschen. Im 40 Kilometer entfernten Wendlingen kam er dann bei einer Schießerei mit der Polizei auf dem Gelände eines Supermarktes ums Leben.

Angeblich hatte er das Fluchtauto zuvor geraubt. Der Amokläufer stammt aus Leutenbach im Rems-Murr-Kreis in der Nähe von Winnenden. Rund 1.000 Einsatzkräfte versuchten, den Mann zu finden sowie Schüler und Passanten in Sicherheit zu bringen. Die Realschule, die von 580 Schülern besucht wird, wurde evakuiert, das Gebiet weiträumig abgesperrt.

"Die ganze Stadt gleicht einer Festung", berichtete ein Augenzeuge. "Es herrscht blankes Entsetzen." Auch auf dem angrenzenden Gelände einer psychiatrischen Klinik fielen Schüsse. "Ich habe sechs bis sieben Schüsse gehört. Ich darf meine Station nicht mehr verlassen", sagte eine Sprecherin der Klinik.

Bundespräsident Horst Köhler sagte in einer ersten Reaktion: "Mit Entsetzen und Trauer haben meine Frau und ich von dem Amoklauf in Winnenden erfahren. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien und Freunden. Wir fühlen uns mit ihnen in diesen schweren Stunden tief verbunden."

Der mutmaßliche Täter hatte nach Polizeiangaben die Realschule mit einem Abschluss verlassen. Über sein Motiv konnte zunächst nur gerätselt werden. Ob er sich möglicherweise von dem Amoklauf im US- Bundesstaat Alabama, wo in der Nacht zu Mittwoch elf Menschen getötet wurden, beeinflussen ließ, war zunächst unklar.

Die Eltern des Winnener Amokläufers besitzen laut Polizei legal Waffen. Das Elternhaus wurde von der Polizei durchsucht. Die Beamten sperrten Schule und Teile der Innenstadt ab. Autofahrer wurden angehalten und Insassen überprüft. Die Polizei forderte Autofahrer auf, keine Anhalter mitzunehmen.

Die Bluttat ruft Erinnerungen an den Amoklauf von Erfurt wach: Am 26. April 2002 hatte ein ehemaliger Schüler des Gutenberg-Gymnasiums innerhalb weniger Minuten 16 Menschen und dann sich selbst erschossen. Die Stadt Erfurt und das Land boten Baden-Württemberg Hilfe bei der Betreuung von Schülern oder der Angehörigen von Opfern an. Es könnten kurzfristig speziell geschulte Notfallpsychologen entsandt werden, erklärte Kultusminister Bernward Müller (CDU).

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