Freitag, 8. Mai 2009

Ständig zu wenig Schlaf ist gesundheitsschädlich

Frösteln und Reizbarkeit: Hinweise auf Schlafmangel

Berlin Dauerhaft zu wenig Schlaf schadet der Gesundheit.

Vor allem das Herz-Kreislauf-System, der Hormonhaushalt, die Blutzucker-Regulierung und das Reaktionsvermögen können beeinträchtigt sein.

Betroffene sollten daher nicht mehr am Straßenverkehr teilnehmen, an Maschinen arbeiten oder im OP-Saal stehen, rät Michael Grözinger von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. Frösteln, Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen bis hin zu depressiven Verstimmungen seien mögliche Hinweise auf ein Schlafdefizit. Spätestens dann sei Rat vom Psychiater angebracht.

Laut Grözinger fühlen sich Menschen mit Schlafmangel oft nicht schlapp und streiten ihre Müdigkeit daher ab. Je nach Ursache - ob chronische Schmerzen oder Schlafstörungen, Schichtarbeit, die Betreuung kleiner Kinder oder pflegebedürftige Angehörige - sei wichtig, dass sie ihr Problem selbst erkennen und eine Lösung finden wollen. Bei Schlafstörungen oder Schmerzen helfen womöglich Medikamente und eine Psychotherapie. Schichtarbeiter können ihre Energiereserven auch durch kurze Nickerchen auffüllen. Bei großer familiärer Belastung sollten Aufgaben abgegeben werden.

Wer täglich weniger als fünf bis sechs Stunden schläft, riskiert seine psychische und physische Gesundheit - auch wenn diese kurze Schlafdauer zur Gewohnheit geworden ist. „Ein wiederholtes moderates Schlafdefizit von ein bis zwei Stunden pro Nacht summiert sich und kann sich nachteilig auf die Gesundheit auswirken“, erklärt Privatdozent Dr. Michael Grözinger von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. Besonders betroffen sind das Herz-Kreislauf-System, der Hormonhaushalt, die Regulierung des Blutzuckers und das Reaktionsvermögen. Auch das Immunsystem zeigt ein verändertes Verhalten. „Betroffene sollten nicht mehr am Straßenverkehr teilnehmen, an Maschinen arbeiten oder im OP-Saal stehen. Fatalerweise fühlen sich die Betroffenen aber gar nicht so unfit und leugnen ihre Müdigkeit“, warnt PD Dr. Grözinger. Andere Symptome des anhaltenden Schlafmangels können Frösteln, Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen bis hin zu depressiven Verstimmungen sein. „Spätestens dann sollten Sie sich Rat bei einem Psychiater holen“, empfiehlt der Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum der RWTH Aachen.

Von chronischem Schlafmangel spricht man, wenn ein anhaltendes Missverhältnis zwischen individuellem Schlafbedürfnis und tatsächlicher Schlafdauer besteht. Die Ursachen sind unterschiedlicher Natur. Patienten mit chronischen Schmerzen oder Schlafstörungen , Berufstätige in Schichtdiensten, Eltern kleiner Kinder sowie pflegende Angehörige sind in erster Linie betroffen. Aber auch unser Bedürfnis mehr zu leisten und mehr zu erleben, spielen eine Rolle. „Wichtig ist es, dass die Betroffenen das Problem erkennen. Denn ihre Einsicht ist grundlegend, um Lösungsmöglichkeiten zu finden. Abhängig von der Ursache können die Betroffenen mit ihrem Arzt, Arbeitgeber oder mit der Familie Wege überlegen, wie sie ausreichend Schlaf erhalten können.“ Bei Schlafstörungen oder Schmerzen können eventuell Medikamente und eine Psychotherapie helfen, bei elterlichen und pflegenden Aufgaben können eine breitere Aufgabenverteilung innerhalb der Familie und eine bessere Entlastung am Tage oft das Problem verringern. „Selbst für Schichtarbeiter gibt es Strategien, das Schlafpensum zu erhöhen. Hierbei sollten im Rahmen einer individuellen Beratung die jeweiligen Gegebenheiten sorgfältige Berücksichtigung finden. Und nicht nur für Schichtarbeiter gilt: Auch ein kurzes Power-Nickerchen am Mittag oder Nachmittag kann die Energiereserven wieder etwas auffüllen“, rät PD Dr. Grözinger.

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