Freitag, 12. Juni 2009

Israel: Roboterschlange fürs Militär - Aufklärung und Sprengstoff

Roboter entscheiden über Leben oder Tod

Das israelische Militär entwickelt einen Aufklärungsroboter in Form einer Schlange. Wie sein natürliches Vorbild kann er sich durch enge Spalten oder eingestürzte Häuser bewegen und sich damit unbemerkt gegnerischen Stellungen nähern um sie auskundschaften.

Das berichtete die Tageszeitung "Jerusalem Post" in dieser Woche. Der Körper des Roboters bestehe aus Elementen, die durch Gelenke verbunden seien. So könne er sich wie sein natürliches Vorbild schlängelnd fortbewegen, hieß es. Zur Tarnung stecke der rund zwei Meter lange Roboter in einer Textilhülle.

Am Kopf der Roboterschlange sitzen der Zeitung zufolge eine Kamera und ein Mikrofon, mit denen sie Gegner belauern und belauschen können soll. Infrarot-LEDs sorgten dafür, dass sie auch nachts etwas sehe. Gesteuert wird der Aufklärungsroboter laut "Jerusalem Post" von einem Soldaten per Funk vom Notebook aus. Dort landen auch die Daten, die der Roboter einsammelt. Auch eine Beladung mit Sprengstoff ist offenbar vorgesehen.

Forscher der israelischen Ben-Gurion Universität, auf deren Arbeit die Roboterschlange beruht, entwickeln künstliche Lebewesen auch nach anderen tierischen Vorbildern, etwa eine Katze, die sich an Wände krallen kann, und einen Roboterhund, der auf die Bewegungen seines Herrchens reagiert. Schlangenförmige Roboter sind in der Industrie beliebt: Sie werden beispielsweise dazu eingesetzt, um Rohrleitungen auf Schäden zu kontrollieren. Das norwegische Unternehmen Sintef entwickelt eine Roboterschlange, die sich nicht nur durch waagerechte, sondern auch durch senkrechte Rohre bewegen kann.

Roboter machen das Töten einfach

Das israelische Militär ist nicht die einzige Streitmacht, die Roboter für Aufklärung und Kampfeinsätze entwickelt und einsetzt. 40 Länder sowie diverse nicht-staatliche Organisationen verfügen derzeit über militärische Roboter, sagte Peter Singer erst kürzlich dem Branchendienst "Golem". Der US-Politologe ist überzeugt, dass das Schlachtfeld der Zukunft von Robotern beherrscht wird.

Viele Wissenschaftler sehen diese Entwicklung kritisch. Zu den prominenten Gegnern von Kriegsrobotern gehört Noel Sharkey, ein Robotiker an der Universität von Sheffield. Er hat durch seine Kritik im vergangenen Jahr in Großbritannien eine öffentliche Diskussion über dieses Thema angeregt. Die britische Friedensgruppe Landmine Action forderte daraufhin ein Verbot von autonomen Kampfrobotern.

Auf dem von der Deutschen Welle veranstalteten Global Media Forum wiederholte er kürzlich seine Kritik. "Noch nie war Töten so einfach wie heute", sagte Sharkey. Es bedürfe strenger Regeln für Kampfroboter, "sonst entscheiden eines Tages Roboter darüber, wer, wann und wo getötet wird.".

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