Mittwoch, 14. Oktober 2009

CD-Kritik: Lou Barlow - album: Goodnight Unknown

CD-Kritik: Lou Barlow
Goodnight Unknown

Lou Barlow ist einer der Guten. Klar: Das ist auf den ersten Blick, und auch das zweite Hören vielleicht eine gewagte These. Aber wer weiß, dass der US-Songwriter trotz seiner sämtlichen musikalischen Errungenschaften (Bassist bei Dinosaur Jr, Sänger/Gitarrist von Sebadoh und The Folk Implosion) zeitweise nicht wusste, wie er im nächsten Monat seine Krankenversicherung geschweige denn ein Aufnahmestudio bezahlen kann, der darf Barlow schon mal Respekt zollen. Denn egal was passierte, er machte weiter. Und wenn man jetzt hört, wie er auf "Goodnight Unknown" einmal mehr buchstäblich aus dem Nichts wunderbare Folk- und karge Rocksongs zaubert, lässt sich die These schon erhärten.

Wobei: Leisten könnte er sich inzwischen sicherlich etwas mehr. Seit seinem ersten Soloalbum "Emoh" 2005 und "Goodnight Unknown" gab's schließlich nicht nur die Wiedervereinigung von Dinosaur Jr, sondern auch zwei neue Alben der Alternative-Rock-Legenden, die er damals Anfang der 90er-Jahre im Streit verließ. Ein bisschen mehr Geld sollte also im Hause Barlow vorhanden sein. Aber so wie es aussieht, investiert der Songwriter sämtliche Tantiemen lieber in die Zukunft seiner kleinen Tochter Hannelore (die tatsächlich so heißt!).

Denn auf "Goodnight Unknown" macht Barlow trotzdem nahtlos weiter. Er nahm das Grundgerüst der Songs zunächst zu Hause auf einem Vierspurband auf. Und auch wenn er sich zu deren Vollendung dieses Mal ein Studio suchte, mit Andrew Murdock einen NuMetal(!)-affinen Produzenten verpflichtete, diverse Freunde (unter anderem Dionsaur-Jr-Schlagzeuger Murph und Singer/Songwriterin Lisa Germano) beim Musizieren aus- und mithalfen, ist das Album doch immer noch dem stets unfertig wirkenden Charme von Barlows Musik verpflichtet. "Sharing" und der Titeltrack rumpeln anfangs lärmend los, erinnern an beste Sebadoh-LoFi-Rockzeiten, doch im Verlauf des Albums setzt sich die sparsame Kraft von Barlows kleinen Folk-Melodien durch. Oft wirken diese skizzenhaft, enden wie "Take Advantage" genau dann, wenn es am schönsten ist. So schafft er es, 14 Songs in 37 Minuten Albumdauer zu packen.

Die anrührend-zärtliche Schönheit von "Emoh" erreicht sein neues Album zwar nicht ganz. Aber auch wenn er hier nicht sein Allerbestes abliefert, zu den überdurchschnittlichen Songwritern gehört er allemal. Und zu den Guten sowieso.

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