Die Hoffnung hielt bis zuletzt. Vielleicht sagt der neue Apple-Chef Tim Cook in typischer Manier seines Vorgängers Steve Jobs jetzt doch "...und noch eine Sache" und zaubert ein radikal neues iPhone 5 hervor? Aber nein: Es blieb beim iPhone 4S, das ein neues Innenleben, aber das typische Glas-Sandwich-Aussehen des Vorgängermodells hat.
Apple hat mit seinem neuen iPhone die hochgesteckten Erwartungen vieler Fans und der Börse enttäuscht. Statt eines radikal neuen iPhone 5 gab es am Dienstag das iPhone 4S . Es hat einen schnelleren Prozessor, eine verbesserte Kamera mit einer Auflösung von 8 Megapixel und eine runderneuerte Antennen-Technik. Äußerlich sieht es aus wie das aktuelle Modell iPhone 4 und kommt am 14. Oktober auf den Markt.
Nachdem sich Apple mehr als ein Jahr Zeit für eine neue iPhone-Generation gelassen hatte, hatten viele von der ersten Produkt-Präsentation des neuen Apple-Chefs Tim Cook den ganz großen Wurf erwartet, zum Beispiel ein noch dünneres Telefon mit größerem Bildschirm und einem NFC-Chip für mobile Bezahldienste.
Im Fokus stand am Dienstag stattdessen vor allem die Software. Eine neue Schlüsselfunktion des neuen Smartphones ist der intelligente "persönliche Assistent" Siri , der mit Stimmbefehlen gesteuert wird.
Apple-Manager Phil Schiller demonstrierte die Funktion auf der Bühne des Apple-Hauptquartiers in Cupertino. Auf die Frage nach der aktuellen Wettervorhersage zeigte das Telefon das Wetter für San Francisco an. Und auf die Frage nach der Uhrzeit in Paris eine Uhr mit der richtigen Zeit. Sagt man dem Telefon "Wecke mich um 6.00 Uhr morgens", stellt es automatisch einen Wecker. Ebenso sucht der Assistent etwa nach Restaurants oder Routen zum vorgegebenen Ziel. Siri versteht zunächst Englisch, Deutsch und Französisch. Apple nutzt dabei eine Entwicklung der übernommenen Startup-Firma Siri zur Sprachsteuerung.
Zum Start des nächsten iPhone bringt das neue Betriebssystem iOS 5 zahlreiche zusätzliche Funktionen und Verbesserungen. Es kommt am 12. Oktober heraus, ebenso wie der Online-Speicherdienst iCloud, mit dem Apple den Datenfluss zwischen verschiedenen Geräten radikal vereinfachen will. Der Musik-Dienst iTunes Match, der die Musik-Kollektion eines Nutzers aus dem Netz abrufbar macht, startet in den USA Ende Oktober.
Notification Center
Das neue Notification Center informiert über neue SMS, E-Mails oder anstehende Termine. Durch ein Wischen übers Display von oben nach unten, wird eine Liste mit den möglichen Quellen (SMS, E-Mail, Anrufliste) und darunter jeweils die neuesten Meldungen angezeigt.
Auch auf dem gesperrten Startbildschirm zeigt iOS nun die Neuigkeiten an, mit einem Wischer über das Element, gelangt man direkt in die entsprechende Anwendungen, beim Wischen über den Hinweis für eine neue Mail also direkt zum E-Mail-Programm.
Über ein kleines "x" rechts lässt sich jede Notification ausblenden.
© Apple
Apple verstärkt sich auch bei ortsbezogenen Diensten: Mit der App Find My Friends kann man den aktuellen Aufenthaltsort seiner Freunde sehen, die sich dazu bereit erklärt haben. Der Dienst habe einfache und präzise Einstellungen zur Privatsphäre, betont Apple.
Von einem iPhone 5 war keine Rede. Zuvor war spekuliert worden, dass Apple erstmals zwei neue iPhone-Modelle starten könnte - ein günstigeres einfaches und ein hochgerüstetes. Die Anleger zeigten sich enttäuscht. Die Aktie, die kurz vor Beginn der Präsentation noch bei 380 US-Dollar stand, fiel zum Ende der Veranstaltung bis auf rund 355 Dollar. Danach langten Optimisten jedoch wieder zu, so dass es am Ende im Vergleich zum Schlusskurs von Montag nur ein Minus von 0,56 Prozent auf 372,50 Dollar gab.
Tim Cook - Auftritt für den neuen Chef
Der Auftritt war die erste große Feuerprobe für den neuen Apple-Chef Tim Cook, seit er im August die Zügel von Gründer Steve Jobs übernommen hat. Die Vorstellung einzelner Neuerungen überließ er anderen Managern. Die Hoffnung, dass Jobs zumindest kurz bei der Präsentation auftauchen könnte, erfüllte sich nicht.
Mit iCloud will Apple das lästige Synchronisieren von Daten überflüssig machen. So können Fotos, die man mit dem iPhone gemacht hat, automatisch in dem Speicher der Software iPhoto auftauchen, gekaufte Apps oder Magazine können leicht aus dem Netz nachgeladen werden.
Das iPhone ist Apples Geldmaschine und das meistverkaufte Smartphone eines einzelnen Herstellers. Experten sehen Apple auf Kurs, in diesem Jahr mehr als 80 Millionen iPhones zu verkaufen - und mehr als 100 Millionen 2012. Von den bisher verkauften iPhones ist jedes zweite ein iPhone 4.
Apple hatte mit dem ersten iPhone vor vier Jahren die aktuelle Smartphone-Revolution in Schwung gebracht - zur führenden Plattform stieg allerdings inzwischen das Google-Betriebssystem Android auf, das von verschienen Herstellern verwendet wird. Zusammen machen iOS und Android Rivalen wie Nokia oder den Blackberrys von Research in Motion das Leben schwer.
Am Anfang überschüttete Cook die Zuhörer mit Statistiken zum aktuellen Apple-Geschäft. So sei das MacBook die meistverkaufte Notebook-Marke, weltweit gebe es inzwischen 60 Millionen Nutzer von Computern des Apple-Betriebssystems MacOS X. Der Marktanteil in den USA erreichte inzwischen 23 Prozent - noch vor wenigen Jahren krebste das Apple-Betriebssystem bei niedrigen einstelligen Marktanteilen herum.
Jeden Monat werden inzwischen eine Milliarde Apps heruntergeladen, insgesamt waren es bisher 18 Milliarden. An Software-Entwickler, die bei iTunes 70 Prozent der Umsätze bekommen, seien drei Milliarden US-Dollar ausgezahlt worden.
Apple hat seit dem Start vor zehn Jahren mehr als 300 Millionen iPods verkauft und auf der Online-Plattform iTunes wurden rund 16 Milliarden Songs heruntergeladen. Der iTunes-Musikladen umfasst inzwischen 20 Millionen Titel. Bisher wurden 250 Millionen Geräte mit dem iOS-Betriebssystem verkauft.
Mittwoch, 5. Oktober 2011
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