Dienstag, 3. November 2009
Deutsche Revanche für die Formel 1
03. November 2009 War das der Beweis? Michael Schumacher hat zwei Tage nach dem Ende der Formel-1-Saison den neuen Weltmeister Jenson Button im Duell auf vier Rädern besiegt. Beim „Race of Champions“ setzte sich der Ferrari-Pilot a.D. am späten Dienstagabend im Olympiastadion von Peking zusammen mit Sebastian Vettel in der Nationenwertung gegen England durch. Damit gewann das Duo aus Deutschland das Wettrennen hochdekorierter Profis aus der Formel 1, der Rallye- und Tourenwagenszene zum dritten Mal hintereinander. „Sebastian ist im besten Alter, ich werde im Januar 41, mal sehen, wie lange das noch geht“, sagte Schumacher.
Für einen souveränen Sieg gegen den Formel-1-Champion reicht es noch. Preisgelder und WM-Punkte gibt es beim „Race of Champions“ zwar nicht zu gewinnen. Aber in der Image-Wertung punkteten die Deutschen doppelt. Lässig in der Fahrer-Lounge unter der Ehrentribüne, professionell am Lenkrad der fahrbaren Untersätzen in Pekings jüngster Touristenattraktion. „Vorher und nachher wollen wir Spaß haben, aber sobald wir am Steuer sitzen, nehmen wir es ernst“, sagte Schumacher.
„Volle Attacke“ war Vettels Motto kurz nach seinem vierten Grand-Prix-Sieg im Red-Bull am Sonntag in Abu Dhabi. Button nervte die Niederlage bei der Sause im mit etwa 25.000 Zuschauern besetzten, bitterkalten „Vogelnest“ zwar nicht über die Maßen. Einen der beiden Pokale für Rang zwei aber hätte der Brite nebst Lorbeerkranz nach der Siegerehrung um ein Haar in einer grünen Tonne versenkt: „Zweiter zu sein, ist nicht das Ziel.“
Rennen in fünf Fahrzeugen
Fünf verschiedene Fahrzeuge vom 175 PS starken, leichtgewichtigen Buggy (475 Kilogramm), über den neuen VW-Scirocco bis zum Rallye-Auto mit 320 PS (WRC-Ford) kommen in der Mannschafts- und der Einzelwertung (Mittwoch) zum Einsatz. Die Piloten müssen ihr Gefühl für die Boliden in einem Parallel-Rennen über zwei Runden á 1,3 Kilometer beweisen. Schumacher, der nach eigenen Worten „kein Talent für Tourenwagen“ hat, bestach mit der Bestzeit im Buggy (Einsitzer). Nur im Halbfinale verlor er gegen den amerikanischen Drift-König Trevor Foust.
Aber Vettel glich die Panne mit zwei Siegen aus und führte die Deutschen ins Finale. „Dann ist mir ein Lapsus unterlaufen und Michael hat uns gerettet“, sagte der Heppenheimer nach seinem Dreher im Duell mit Prilaux. Im Stechen, wieder auf Buggys, ließ Schumacher dann auch den zweiten Engländer hinter sich: 2:1. Gut zehn Wochen nach dem Abbruch seiner engagierten Bemühungen, den verletzten Felipe Massa bei Ferrari zu ersetzen, wirkte der Deutsche bei der Pressekonferenz wie in eine neue Zeit befördert: Der Ehemalige, umrahmt vom aktuellen (Button) und vielleicht zukünftigen (Vettel) Weltmeister. „Keine falschen Vermutungen bitte. Meine Verletzungen (Halswirbelsäule und Schädel) sind zwar weiter verheilt. Aber hier sind die Belastungen für den Hals auch nicht so groß wie im Formel-1-Auto.“
Weltmeister Button baut auf Einzelrennen
Autorennen in der modernsten olympischen Kultstätte? Mit Platten haben die Chinesen Laufbahnen und Rasen halbwegs zugedeckt und darauf eine Asphaltpiste mit Sprunghügel und Spitzkehren angelegt. Der winkelige Kurs verlangt vollste Konzentration und überforderte dennoch Mensch und Maschine. Mattias Ekström, schwedischer Spitzenpilot der Deutschen Tourenwagen-Masters bei Audi, landete zwar passgenau nach dem Absprung von der Brückenauffahrt, die Hinterachse seines Autos aber verlor Form und Fassung. Tom Kristensen touchierte nach einem leichten Fahrfehler unter der Brücke die Bande und schleuderte im rechten Winkel auf die Schneedecke über dem olympischen Rasen: Feierabend. Der achtmalige Le-Mans-Sieger nahm es mit Humor, während sich die finnischen Rallye-Experten wie Mikko Hirvonen, Zweiter der Weltmeisterschaft mit einem Punkt Rückstand, nach ihrer verpatzten Vorstellung auf Französisch verabschiedeten - grußlos.
„Mal sehen, was im Einzelwettbewerb geht“, sagte Button stellvertretend für die illustre Motorsport-Gemeinschaft aus Könner und Kämpfern. Schumacher glaubte zu wissen, wie es ausgeht: „Sebastian sagt, ich sei ausgeruht und er würde mir deshalb vor der Nase herfahren“, scherzte der Rheinländer im Doppelinterview und schaute Vettel in die Augen: „Aber das ist genau der Grund, warum ich vor dir herfahren werde.“
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