In vielen Fällen wird ein Streit im Kinderzimmer nur deshalb vom Zaun gebrochen, um die Aufmerksamkeit der Eltern zu bekommen und auszutesten, für wen Mama oder Papa Partei ergreifen. Das sollten Sie daher unbedingt vermeiden! Da Sie bei Streitbeginn in der Regel nicht dabei waren, kann Ihre Einschätzung der Situation darüber hinaus auch grundlegend falsch sein. Besonders gefährlich ist es, dem größeren Kind die Schuld zu geben, da das kleinere sich ja noch nicht so gut wehren könne. So kocht die Eifersucht ganz schnell hoch!
Versuchen Sie es doch mal ganz unkonventionell mit der „Tröster-Methode“. Die meisten Eltern schimpfen ganz instinktiv mit dem Kind, das ihrer Meinung nach angefangen hat, das dem anderen etwas weggenommen hat oder es verletzt hat. Das geschimpfte Kind fühlt sich oft ungerecht behandelt und als Opfer. Es wird nicht selten aus Rache („Ich bin ja sowieso immer der/die Böse!“) schnell den nächsten Streit anfangen.
Wie wäre es, wenn Sie in Zukunft nicht mehr mit dem Angreifer schimpfen, sondern nur noch das Opfer trösten? Widmen Sie sich intensiv dem Kind, dem weh getan wurde oder dem das Spielzeug weggenommen wurde. Bei einer kleinen Verletzung, wenn eines der Kinder geschubst, gehauen oder gebissen wurde, könnten Sie dieses in den Arm nehmen und liebevoll zum Kühlschrank begleiten, um einen Kühlakku zu holen. Dann halten Sie das Kind eine Weile auf dem Schoß, singen vielleicht auch „Heile, heile, Segen“. Wurde einem der Kinder etwas weggenommen, geben Sie ihm etwas ganz „Tolles“ als Ersatz – vielleicht etwas, das die Kinder sonst nicht haben dürfen.
Das andere Kind beachten Sie währenddessen nicht weiter, sofern es nicht auch Trost braucht. Sie können, wenn die Situation offensichtlich ist, in einem Nebensatz erwähnen, dass es eben noch lernen müsse, dass es dem anderen nichts aus der Hand reißen dürfe oder es nicht schlagen, schubsen oder beißen dürfe. So lernt der kleine Angreifer, dass sich aggressives Verhalten nicht auszahlt. Das Opfer bekommt die ungeteilte Aufmerksamkeit von Mama oder Papa, während sich der Streit für den kleinen Angreifer überhaupt nicht gelohnt hat. Niemand beachtet ihn und, schlimmer noch, das Geschwisterkind profitiert als Einziges von dem Streit.
Ich kann aus Erfahrung sagen, dass dieses Vorgehen sehr gut funktioniert. Ich habe diese Methode von Anfang an bei meinen Kindern angewandt und bekomme noch heute von allen Seiten zu hören, wie erstaunlich es wäre, dass meine beiden sich kaum jemals streiten würden.
Wie sich Geschwisterstreit sonst noch vorbeugen lässt, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von „Gesundheit & Erziehung für mein Kind“, die jetzt am Wochenende erscheint.
Dienstag, 11. Mai 2010
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