Rechtsextremismus
NPD-Mann Rieger ist tot
Von Sven Röbel
Der stellvertretende Bundesvorsitzende der rechtsextremistischen NPD ist gestorben: Jürgen Rieger erlag im Alter von 63 Jahren den Folgen eines Schlaganfalls. Der Anwalt hatte seiner Partei wiederholt Darlehen gewährt und sich um Grundstücke bemüht, auf denen rechte Schulungszentren entstehen sollten.
Berlin - Jürgen Rieger ist an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Das teilte NPD-Sprecher Klaus Beier am späten Donnerstagabend SPIEGEL ONLINE mit. Der 63-jährige Rechtsextremist hat Beier zufolge bereits seit mehreren Tagen in einem Berliner Krankenhaus im Koma gelegen und sei schließlich für "klinisch tot" erklärt worden. Wann genau der Tod festgestellt worden sei, konnte der Sprecher nicht sagen.
Wie berichtet hatte Rieger während einer NPD-Vorstandssitzung am vergangenen Samstag über heftige Beschwerden geklagt und war daraufhin von einem Vorstandskollegen in eine Klinik gebracht worden. In der Nacht zu Sonntag habe sich sein Zustand, möglicherweise durch einen zweiten Schlaganfall, dramatisch verschlechtert.
Rieger galt als wohlhabend und bemühte sich immer wieder um den Erwerb von Grundstücken, auf denen rechtsextremistische Schulungszentren entstehen sollten. Zudem versorgte er die NPD, die sich in den vergangenen Jahren immer wieder Spendenaffären und Finanzskandale leistete, wiederholt mit Darlehen in teils sechsstelliger Höhe. Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes beläuft sich die Summe der Darlehen auf insgesamt rund 500.000 Euro.
Bisweilen soll der umtriebige Rechtsanwalt auch als Treuhänder Geld von NPD-Sympathisanten aus dem Ausland verwaltet haben, die es vorzogen, anonym zu bleiben. Zudem fungierte der Rechtsanwalt als Testamentsvollstrecker des verstorbenen Bremer Alt-Nazis Wilhelm Tietjen, der sein Vermögen einem obskuren Rieger-Verein namens "Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung" vermacht hatte. Den Nachlass - offenbar mehr als eine Million Euro - sollte Rieger laut Testament unter anderem zur "Errichtung einer entsprechenden Spermienbank" verwenden, die der Mehrung elitärer Erbanlagen dienen sollte.
In rechten Internet-Foren wurde bereits über Riegers Ableben diskutiert
In der rechten Szene machten Gerüchte über den bevorstehenden Tod des Multifunktionärs bereits seit mehreren Tagen die Runde. In der braunen Internet-Gemeinde wurde schon über das Ableben Riegers diskutiert, als dessen Tod noch gar nicht bestätigt war: Der Rechtsanwalt, so schrieb etwa ein Kamerad am Dienstagmittag in einem einschlägigen Neonazi-Forum, sei "mittlerweile in Wallhall eingerückt".
Ein Gesinnungsgenosse ergänzte: "Sollte er wirklich die Ätherische Welt Asgards betreten habe, so ruf ich ihm ein donnerndes Heil hinterher". Eher pragmatisch äußerste sich indes ein User namens "Daniel F.": Interessant würde vor allem Riegers Testament sein - und die Frage, "wer all die Immobilien bekommt".
Donnerstag, 29. Oktober 2009
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