Er ist ein Computerschädling und sollte eine iranische Uranaufbereitungsanlage befallen: Stuxnet wurde in kürzester Zeit weltbekannt. Doch wer steckt hinter dem PC-Wurm, fragt sich seither nicht nur SPIEGEL-ONLINE-Redakteur Matthias Kremp?
Ein Wurm als Weltstar? Klar, das geht. Vor allem, wenn er sich mit Geheimnissen umgibt, seine Absichten verschleiert und mal hier, mal da auftaucht, ohne dass man wirklich wüsste, weshalb er das und was er da eigentlich tut. Genau das hat Stuxnet getan, der PC-Wurm, der anscheinend aus dem Nichts auftauchte.
Was Stuxnet wollte, war lange unklar. Aber das machte die Geschichte nur noch spannender: Ein Computer-Schädling, der sich auf Steuerungsrechner für Industrieanlagen spezialisiert, was könnte der alles anrichten? Doch wirklich phantasievoll über kernschmelzende Atomkraftwerke und geöffnete Staudämme fabulieren konnte man nur für kurze Zeit, dann mahnten Experten zu Zurückhaltung. Ihre Analysen hatten ergeben, dass der Eindringling nur unter ganz bestimmten Bedingungen wirklich aktiv wurde und nicht etwa wie ein Amokläufer, wild um sich feuernd, durch Fabrikanlagen zog.
Auf welches Ziel sich der geheimnisvolle Unbekannte wirklich eingeschossen hatte, wurde erst nach weiteren wochenlangen Untersuchungen klar: Offenbar sollte Stuxnet die Zentrifugen in der iranischen Uranaufbereitungsanlage in Natans manipulieren. Seine Vorgehensweise, so die Experten, war noch hinterhältiger als gedacht. Mit kurzen aber drastischen Änderungen der Zentrifungendrehzahl soll er die Anreicherung spaltbaren Materials manipuliert, die Qualität des Endprodukts dadurch drastisch verschlechtert haben.
Dabei sei er so behutsam vorgegangen, dass die Fehlproduktion von Verfahrenstechnikern als Qualitätsproblem der Zentrifugen gedeutet werden musste. Und tatsächlich gibt es Hinweise, dass in Natans seit einiger Zeit immer weniger brauchbares Uran produziert wird, obwohl immer neue Zentrifugen in den Prozess eingebunden werden. Wäre Stuxnet nicht im Juli von weißrussischen PC-Experten entdeckt worden, hätte er damit wohl noch jahrelang weitermachen können.
Ein Geheimnis hat der mysteriöse Wurm allerdings bis heute behalten: Die Frage, wer den hochkomplexen Schädling entwickelt hat, ist immer noch unbeantwortet.
Sonntag, 26. Dezember 2010
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