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Mittwoch, 29. April 2009

Kino-Kritik: X-Men Origins: Wolverine


Als die Gewalt begann

"X-Men Origins: Wolverine" ist ein Ableger der "X-Men"-Trilogie und erzählt die Anfänge in Wolverines Leben. Zusätzlich errährt der Zuschauer Hintergrundwissen über das X-Men Universum.

"Wolverine hat mir zweifellos eine ganz neue Welt eröffnet", gesteht Hugh Jackman. Im Jahr 2000 kam "X-Men - Der Film" in die Kinos, in Deutschland sahen das Sci-Fi-Abenteuer 2,3 Millionen Zuschauer. Ein guter, aber kein überwältigender Erfolg. Dennoch erkannte Hollywood das Potenzial hinter der Comic-Verfilmung, der zwei weitere folgen sollten. Nun also "X-Men Origins: Wolverine", eine Art Prequel, das die Lebensgeschichte des Wolfsmenschen Wolverine im Mittelpunkt hat. Der wird erneut von Hugh Jackman gespielt.

Diesmal hat Jackman gar die Zügel als Produzent selbst in die Hand genommen. Er legt gemeinsam mit Regisseur Gavin Hood einen zwar schnörkel-, aber nicht makellosen Actionreißer mit Tiefgang vor, in dem die Vorgeschichte jener Rolle erzählt wird, die ihm zum Durchbruch verhalf.

Der muskelbepackte Leitwolf ist von vornherein als tragische Figur angelegt. Als ewig kränkelndes Kind im Amerika des 18. Jahrhunderts ans Bett gefesselt, muss es unaufhörliche Animositäten seines großen Bruders ertragen. Zu allem Unglück wird sein vermeintlicher Vater eines Abends von einem übel aussehenden Halunken im eigenen Zuhause erschossen. Wütend wachsen dem Kinde keine Hörner aus dem Schopfe, wohl aber lange Hornschwerter aus den Fingerknöcheln. Von der Trauer gepeinigt, geht er gegen den Mörder an, der sich jedoch als sein wahrer Vater zu erkennen gibt.

Mit einem Mal fällt ein Weltbild in sich zusammen: Gemeinsam fliehen die Brüder. Sie werden verfolgt vom fackelschwingenden Mob, doch ihre Andersartigkeit schweißt sie zusammen. Wie sich herausstellt, sind sie anders als ihre Väter - ob falsch oder echt - unsterblich. Sie verdingen sich fortan in bewaffneten Konflikten in aller Welt, um ihre Wut und Trauer im Töten zu ersticken.

Wer in diesem Hauen, Stechen und Schießen durch die Jahrhunderte die treibende Kraft ist, wird schnell deutlich: Bruder Victor (Liev Scheiber) hat ein Aggressionsproblem. Er ist im Schlachtmodus, in dem er den Namen Sabretooth trägt, nur schwer zu bändigen, wenn es gilt, einen Feind mit allen (übermenschlichen) Mitteln zu besiegen. Als dessen Mordlust im Vietnamkrieg allzu offenbar wird, zieht Logan, so der bürgerliche Name Wolverines, die Reißleine und entsagt dem nicht enden wollenden Kampf. Der wird von einem verschlagenen Militärfunktionär namens Stryker (Danny Huston) angeführt, der eine Reihe kampftüchtiger Mutanten um sich geschart hat. Seine Ziele bleiben jedoch zunächst im Dunkeln. Nur kurz dürfen die imposant begabte Mutanten The Blob (Frederick J. Dukes), Deadpool (Ryan Reynolds) oder Agent Zero (David North) ihre Talente zur Schau stellen.

In der Einöde Kanadas versucht Logan als Holzfäller gemeinsam mit seiner großen Liebe Kayla (Lynn Collins) Frieden zu finden, wird jedoch jäh von seiner Vergangenheit eingeholt. Stryker versucht ihn zu überzeugen, dass jemand etwas gegen den scheinbar wahllos mordenden Victor unternehmen müsse, der urplötzlich und blutlüstern auch Kayla überfällt. Freiwillig unterzieht sich Logan einer Spezialbehandlung mit einem außerirdischen Metall, um seine Haut und die Krallen unzerstörbar zu machen. Als er die wahren Ziele des Militärs erkennt, das ihn als willenloses Instrument zu benutzen plant, muss er wohl oder übel den Kampf gegen alle Fronten aufnehmen, um nicht nur sich, sondern auch die unbescholtenen Mutanten der Welt zu retten.

Es ist die Geschichte vom aufopferungsvollen Helden Wolverine mit dem markant-buschigen Backenbart, der seine pazifistischen Ideale vor dem Altar der Rache opfert. Nur um letztlich doch erkennen zu müssen, dass es sich weniger aus eigennützigen Motiven, als vielmehr für eine gerechte Sache im Dienste der Allgemeinheit zu kämpfen lohnt. Regisseur Gavin Hood hat die Story grundsolide und atmosphärisch dicht vor grandiosen Landschaftskulissen inszeniert und mit zahlreichen actionreichen Kampfsequenzen, Verfolgungsjagden und Zerstörungsorgien garniert.

Dennoch gibt es eine Reihe von Schwächen, die vor allem auf das Drehbuch zurückzuführen sind. So nimmt sich der Film unter anderem nicht die Zeit zu erklären, was es mit der Unsterblichkeit der Mutanten auf sich hat. Darüber hinaus bleibt ungeklärt, weshalb der ruchlose Victor das Leben eines ehemaligen Gefährten nach dem anderen auslöscht, wo doch sein Herr und Meister Stryker auch ihre Fähigkeiten braucht.

Umso atemberaubender und stilbildend ist die Eingangssequenz des Films, in der das noch vereinte Bruderpaar nahtlos vom Kampfgeschrei des US-amerikanischen Bürgerkriegs in die Schützengräben des Ersten Weltkriegs, zur Landung der US-Truppen an den Stränden der Normandie im Zweiten Weltkrieg bis hin zum Dschungelkampf des Vietnamkriegs hetzt. Eine verstörend faszinierende Ästhetik der Gewalt wird kreiert. Nachempfunden wurde die Montage einem Werbespot von Filmemacher Michael Mann, der für einen Sportartikelhersteller die Jahreszeiten auf den Schlachtfeldern des American Footballs furios in Szene setzte. Doch wenn die Wirkung dieses Moments beim Zuschauer nachlässt, bleibt nicht nur ein leeres Gefühl zurück, sondern auch das eine oder andere Fragezeichen. Genug für weitere Märchen aus der Vorgeschichte der gebeutelten Mutanten.

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