Tosca - das ist nicht nur ein bekannter Duft, mit der "Ball der einsamen Herzen"-Veranstaltungen beduscht werden oder die ehrwürdige Selbstmörderin aus Puccinis gleichnamiger Oper. Tosca - das ist auch Kruders Freund Richard Dorfmeister samt Duopartner Rupert Huber. "No Hassle" nennen sie ihr Album programmatisch und meinen es mit ihrem Titel wirklich ernst.
Nach den grandiosen Alben "J.A.C." und dem darauf folgenden Recycling- und Remixprodukt, dem ebenso großartigen "Souvenir", entschleunigten sich die beiden österreichischen Mix- und Produktionskoryphäen, um mal wieder so richtig schöne Sonnenuntergangsklänge zu produzieren. "Funky Dub Groove" war einmal, "Soundscapes In Motion" aka Ambient sind wieder angesagt.
Dabei befleißigen sich die zwei Mixhelden extrem deutlicher und bekannter Klangelemente: Sprecher mit Hallgerät, die hinter wabernden Space-Night-Sounds etwas labern, das man nach dem dritten Wort schon nicht mehr nachverfolgt. "Huhuu"-Engelsstimmen, ein plinkernd-dezentes Gitarrenriff, bis zur Gehirn-Flatline wiederholt und dazu überharmonische, nebulös-plakative Sequenzersounds. Fies abgelutscht, doch schön. Dann wieder reizen die Multiinstrumentalisten ihre Drumbesen gerade so weit, dass man den Beat zumindest mit dem Fuß mitwippen kann, lassen knusprige Café-Drechsler-Melodiereminiszenzen darüber knacken und schrammeln auch hier wieder akustische Gitarrenlicks hinein, die dem recht elektronisch produzierten Welle-Wasser-Sand-Sonnenuntergangs-Szenario noch die Komponente "Wärme auf der nackten, trockenen Haut" hinzufügt.
Kurz gefasst: "No Hassle" wimmelt von Klischees, ist ein Angriff auf die niedersten Instinkte. Aber, das können sie, die Herren Dorfmeister und Huber - ebenso wie Toscas Vater Puccini - an den Kern des Menschen gehen, das Stammhirn, das Urmenschliche. An Emotionen, die gar nicht erst den Weg über das Hirn nehmen. Ach ja: Zum Sex ist die Scheibe natürlich auch hervorragend geeignet, ist ja wohl klar bei dieser fiesen Arbeitsweise.
Montag, 20. April 2009
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