Dienstag, 16. Juni 2009
Die Suche nach dem sichersten Verkehrsmittel
Was ist das sicherste Verkehrsmittel? Diese Frage hat viele Antworten je nach Perspektive. Laut einer Umfrage des "Stern" aus dem Mai 2008 hielten die meisten Teilnehmer das Auto für die sicherste Alternative.
Das entspricht aber nicht der Realität: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war 2003 der Bus mit einem Wert von 0,2 Unfalltoten pro einer Milliarde gefahrenen Personenkilometer (MGP) das sicherste Verkehrsmittel vor Bahn, Flugzeug und Auto. Doch hinter den nackten Zahl stecken viele Schicksale: Allein 2003 starben 5.049 Menschen im Individualverkehr (Auto, Motorad, Mofa, Moped). In Bussen registrierte das Statistische Bundesamt für den gleichen Zeitraum 17 Tote.
Laut "Stern" lassen die EU-Zahlen aus dem Jahr 2005 aber einen anderen Schluss zu: Hier kommt die Bahn auf einen Wert von 0,2 vor dem Flugzeug (0,4) und dem Auto (6) - ohne den Bus zu erwähnen. Das Ergebnis weist Motorradfahrern mit 45 Unfalltoten pro MGP das höchste Risiko zu. Fußgänger (38 Tote) und Fahrradfahrer (30 Tote) leben ebenfalls gefährlich.
Diese Zahlendreherei wird durch das jüngste Ereignis um den Absturz der Air-France-Maschine mächtig durcheinander gewirbelt. Denn auf einen Schlag könnten 228 Tote die niedrigen Opferzahlen der Flieger stark in die Höhe treiben.
Das dürfte dem Lobbyverband "Allianz pro Schiene" gefallen. Schon im Oktober 2008 brüstete sich Geschäftsführer Dirk Flege in einer offiziellen Stellungnahme: "Die Bahnen sind mit Abstand das sicherste Verkehrsmittel." Das sehen Reisebusunternehmen ganz anders, für sie ist der Bus die Nummer 1 in Fragen Sicherheit. Für ihre Argumentation kramen die Busunternehmer einfach ältere Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus, die ihnen dann Recht geben.
Auch die Produzenten der Transrapid behaupteten jahrelang, ihr Fahrzeug gewährleiste die sicherste Fortbewegung. "Am 22. September 2006 verlor dann der Transrapid seine Unschuld", schrieb dazu der "Focus". 23 Tote und zehn Verletzte beschmutzen die zuvor blütenweiße Bilanz. Aber auch sonst hinkte der Vergleich mit den Konkurrenten: Der Einsatz des Transrapids war in Deutschland auf wenige kurze Strecken beschränkt, während die Streckennetze der Mitbewerber viele Tausend Kilometer umfassen.
Nach dem Bahn-Unfall von Eschede 2000 oder der aktuellen Flugzeugkatastrophe geraten die Statistiken in heftige Bewegung: Denn anders wie im Individualverkehr sind bei Unglücken mit Bahn, Bus oder Flugzeug meistens viele Menschenleben zu betrauern, was die Zahlen stark beeinflusst. Über viele Jahre betrachtet können aber genau diese Verkehrsmittel gegenüber der Fortbewegung Einzelner mit Auto, Motorrad oder Fahrrad deutlich überzeugen. Bei Unfällen mit Bahn, Bus oder Flugzeug gibt es deutlich weniger Tote und Verletzte.
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