Eine Allianz von europäischen Versorgern und Autokonzernen arbeitet mit Hochdruck an den Grundlagen für die flächendeckende Einführung des Elektroautos. Schon in wenigen Wochen wollen sie sich auf einheitliche Standards einigen. Beim Geschäft hört die Zusammenarbeit allerdings auf.
Eine Allianz von mehr als 20 führenden europäischen Versorgern und Autokonzernen arbeitet mit hohem Tempo an den Grundlagen für die flächendeckende Einführung des Elektroautos. Schon in wenigen Wochen wollen sie sich auf die Eckpfeiler für die europaweite Vereinheitlichung der Ladestationen einigen. Dies erfuhr das Handelsblatt von Vertretern des RWE-Konzerns, der gemeinsam mit Daimler die Allianz initiiert hat. Im April 2009 solle geklärt sein, wie Stecker, Zapfsäulen und Anschlussbuchsen prinzipiell gestaltet sein müssen, damit die Elektroautos überall betankt werden können. Die Einigung ist nötig, um milliardenschwere Investitionen in die Zukunftstechnologie anzustoßen. Autoindustrie, Versorger und Politik knüpfen riesige Erwartungen an das Elektroauto. Die Technik soll einen klimaschonenden Antrieb und ein lukratives Geschäft ermöglichen. Branchenexperten wie Professor Gernot Spiegelberg von Siemens sehen allein in Deutschland ein Potenzial von 4,5 Millionen Elektroautos bis zum Jahr 2020. Diese seien aber nur in die bestehende Infrastruktur zu integrieren, wenn die Schnittstellen harmonisiert würden. "Aus unserer Sicht ist das Thema dringend zu lösen." In den vergangenen Monaten sind fast alle namhaften Autohersteller vorgeprescht. Daimler hat ein Pilotprojekt mit RWE gestartet, BMW kooperiert mit Vattenfall und Eon. Und Volkswagen arbeitet ebenfalls mit Eon zusammen. Das Problem: Es drohen Insellösungen. Der Durchbruch für den Massenmarkt ist aber nur möglich, wenn zügig eine flächendeckende Infrastruktur mit leistungsstarken Ladestationen aufgebaut wird - die normale Steckdose zu Hause wird bei künftigen Batteriegenerationen schon bald an ihre Grenzen stoßen. Und die Infrastruktur wiederum ist nur möglich, wenn gewährleistet ist, dass jedes Auto an jeder Anlage aufgeladen werden kann.
RWE und Daimler haben im November eine Initiative gestartet, der sich inzwischen die meisten wichtigen Marktteilnehmer angeschlossen haben. Von den Autokonzernen sind Daimler, BMW, Volkswagen, Renault-Nissan, PSA, Volvo, Ford, Toyota, General Motors, Mitsubishi und Fiat beteiligt. Bei den Energiekonzernen sind es neben RWE die deutschen Konkurrenten Eon, EnBW und Vattenfall sowie Electricité de France (EDF), Electrabel aus Belgien, Enel aus Italien, Endesa aus Spanien, die portugiesische EDP und die niederländische Essent.
Sie treffen sich in regelmäßigen Arbeitsgruppen, um wichtige Punkte abzuarbeiten. "Alle Beteiligten sind an einer zügigen Lösung interessiert und arbeiten konstruktiv zusammen", sagt Carolin Reichert, die die Abteilung Neue Geschäfte bei RWE leitet. "Die wesentlichen Eckpfeiler sollen Mitte April stehen." In vielen Fragen sei man sich bereits einig, es gebe aber in einigen Punkten auch noch unterschiedliche Positionen.
Andere Teilnehmer bestätigen die Dringlichkeit und den Einigungswillen. "Wir haben ein Interesse an der Standardisierung und machen da aktiv mit", heißt es bei Eon. Ähnlich äußerte sich Vattenfall. "Einheitliche Standards sind sinnvoll, wir wollen aber auch weitere Daten aus unseren Feldversuchen", heißt es bei BMW.
Formelle Standards müssen zwar in speziellen Normierungsgremien festgelegt werden. Das dauert aber in der Regel Jahre. So lange wollen die Unternehmen nicht warten, sondern sich schon jetzt untereinander auf die Grundzüge einigen - und damit Fakten für die formelle Standardisierung schaffen. In Branchenkreisen ist von einer De-facto-Standardisierung die Rede. "Wir benötigen rasch Planungssicherheit für unsere Investitionen", sagt RWE-Managerin Reichert.
Der Energiekonzern sieht gemeinsam mit Partner Daimler bis 2020 in Deutschland ein Potenzial von 2,5 Millionen Elektroautos. Das ist zwar weniger als die Siemens-Schätzung. Aber selbst dafür müsste in die Infrastruktur vermutlich eine Milliarde Euro investiert werden. Bis 2030 wären sogar 3,5 Milliarden Euro nötig. Notwendig sind flächendeckend Ladestationen, die die Batterien zügig laden. Sie müssen so ausgelegt sein, dass sie sowohl mit den bald verfügbaren, noch schwachen Batterien als auch mit künftigen leistungsstärkeren Anlagen zurechtkommen.
Bei aller Kooperation, was die Standards angeht - beim Geschäft hört die Zusammenarbeit auf. Den Aufbau der Ladestationen und die Erschließung des Markts wollen die Versorger mit ihren jeweiligen Partnern aus der Autoindustrie getrennt angehen. Denkbar seien aber Roaming-Modelle, vergleichbar dem Mobilfunk, in denen die Benutzung fremder Ladestationen geregelt und vergütet wird, heißt es.
Parallel dazu treiben auch die Regierungen von Deutschland und Frankreich die Zusammenarbeit bei der Entwicklung von umweltschonenden Autoantrieben voran. Nach Informationen des Handelsblatts wird der deutsch-französische Ministerrat am Donnerstag in Berlin eine Arbeitsgruppe einsetzen, in der sowohl Regierungsvertreter als auch Konzerne beider Länder vertreten sind. Bis zum Herbst soll die Arbeitsgruppe klären, wo deutsche und französische Konzerne bei der Entwicklung zusammenarbeiten können.
Wichtige Fragen: Geklärt werden muss in den Arbeitsgruppen, wie der Stecker aussehen soll, ob das Kabel im Auto mitgeführt wird oder an der Ladestation hängt, wie der physische Schutz und Schutz vor Vandalismus gewährleistet werden können, ob der Laderegler im Auto oder in der Säule sein wird. Zentrale Fragen sind auch, wie die Daten für die Abrechnung verarbeitet werden und welche Netzleistung maximal zur Verfügung gestellt wird.
Im Grundsatz einig: In zentralen Punkten haben sich die Autohersteller und die Energieversorger schon auf gemeinsame Standards geeinigt. So soll ein neuer, universeller Stecker definiert werden, der einerseits handlich und sicher sein soll, andererseits aber auch über einen Leistungsbereich von 230 Volt/16 Ampere bis hin zu 400 Volt und höheren Stromstärken ausgelegt sein soll. Das Kabel soll lose im Auto untergebracht werden.
[von Markus Fasse und Jürgen Flauger / Handelsblatt].
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Donnerstag, 12. März 2009
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