Mediaflo könnte DVB-H als Standard in Europa ablösen
Eigentlich ist die Lage auf dem europäischen Handy-TV-Markt relativ klar: Die EU-Kommission hat sich auf DVB-H als einheitlichen Standard für mobiles Fernsehen festgelegt, Konkurrenz-Formate wie DMB sollten mit dieser Entscheidung eigentlich chancenlos sein. Da sich DVB-H allerdings trotz EU-Votum bislang nicht durchsetzen konnte, tritt nun ein Konkurrent aus den USA auf den Plan.
EU-Märkte im Blick
Mit der Technologie Mediaflo bietet der Chiphersteller Qualcomm eine Lösung für mobiles Fernsehen, die in den USA bereits 2007 in Zusammenarbeit mit Verizon Wireless erstmals den kommerziellen Betrieb aufgenommen hat. "Dass Mediaflo in den USA Zugkraft und Wachstum vorweisen kann, begeistert auch Interessenten in anderen Ländern", meint Bill Stone, Präsident der Qualcomm-Tochter Mediaflo Technologies. Da die Technologie mittlerweile vom European Telecommunications Standards Institute akzeptiert wurde, hofft man, in weiterer Folge unter anderem auch Europa erobern zu können - wo der Konkurrent DVB-H nicht recht in Fahrt kommt. Kein echter Konkurrent ist nach Ansicht von Qualcomm die Videoübertragung über normalen Mobilfunk.
Fernsehen über Mobilfunk keine Alternative
"Viele Betreiber in Europa glauben, dass LTE mobiles Fernsehen abdecken wird. Das ist eine Illusion", meint Siegmund Redl, Qualcomm Country Manager Germany. Setzt sich mobiler TV-Konsum durch, könnte der vielfache Empfang populärer Sport- oder Unterhaltungssendungen die Kapazität von 3G- und selbst LTE-Funkzellen schnell überlasten. Mit Mediaflo hingegen könne ein Sender beliebig viele Empfänger bedienen. "Bei Obamas Amtseinführung hat nur noch das Mediaflo-Netz funktioniert", nennt Stone ein Beispiel.
QVGA-Auflösung
Mediaflo hat in den USA mit AT&T bereits einen zweiten großen Mobilfunker als Partner gewonnen. Neben TV auf dem Handy strebt Qualcomm an, auch andere Endgeräte wie Unterhaltungssysteme in Fahrzeugen oder spezielle, mobile TV-Empfänger zu bedienen. Derzeit überträgt Mediaflo zwar nur mit QVGA-Auflösung (320 mal 200 Pixel), doch darin sieht man auch langfristig kein Hindernis. "Wir bleiben dem Marktsegment kleiner Bildschirme treu. Außerdem wird es mit der nächsten Generation Verbesserungen beim Encoding geben", so Stone. Ebenso betont er, dass bei mobilem TV letztendlich die Stärke des empfangenen Signals sehr wichtig für die Wiedergabequalität sei.
Kombination mit 3G
Langfristig sollen Anbieter, die Mediaflo starten, auch von der Kombination aus mobilem TV und Mehrwertangeboten, die via 3G abgewickelt werden, profitieren. Interaktive Angebote wie der Austausch mit Freunden über das gerade laufende Programm, Abstimmungen oder das gleichzeitige Aufrufen von Statistiken bei Sportübertragungen könnten den mobilen Datenverkehr steigern und somit den Betreibern zugute kommen. Mediaflo selbst wiederum könne auch zur Massenübertragung von Daten - etwa Programme, die ein breites Publikum erreichen sollen - genutzt werden.
Frequenzen: Mangelware
In den USA ist mobiles Fernsehen auf Mediaflo-Basis mittlerweile in über 100 Märkten vertreten. Mit der digitalen TV-Umstellung in den USA sind im Juni endlich Sendefrequenzen für die Ausweitung des Angebots etwa auf die Großstädte Boston, Houston, Miami und San Francisco verfügbar geworden. Für etwaige Starts, wie etwa in Deutschland, ist vielfach die fehlende Verfügbarkeit von Sendefrequenzen ein Hindernis. Doch hofft Qualcomm, dass nicht zuletzt der mangelnde Erfolg von DVB-H-Angeboten den Weg für Mediaflo bereiten könnte. "Wir könnten mit Mediaflo potenziell innerhalb von zwölf Monaten starten, wenn in Europa entsprechendes Spektrum akquiriert wird", meint Vicki Mealer, Senior Director of Product Management bei Mediaflo Technologies. Für Qualcomm ist dabei nach eigenen Angaben durchaus denkbar, lediglich die Rolle des Technologieanbieters zu spielen. (pte)
Samstag, 11. Juli 2009
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