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Donnerstag, 9. Juli 2009

Zwei Grad kosten den Bürger acht Euro - Klimabeschluss der G-8


Nach Klimabeschluss der G-8
Zwei Grad kosten den Bürger acht Euro

Der Klimabeschluss der G-8 kommt für Bundesbürger nicht zum Nulltarif. Nach Berechnungen der Umweltökonomin Claudia Kemfert ist die Belastung aber überschaubar. Die Union setzt auf Exportchancen für deutsche Umwelttechnologie, für die Grünen ist der Beschluss nur „heiße Luft”.

Schnell hatten sich die Staats- und Regierungschefs acht führender Industriestaaten festgelegt: Die Erdtemperatur darf im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung vor knapp 200 Jahren um nicht mehr als zwei Grad steigen, beschloss die G-8 im in L‘Aquila gleich am ersten Tag. Die deutsche Klima-Ökonomin Claudia Kemfert rechnet vor, was das Zwei-Grad Ziel bedeutet: „Erfolgreicher Klimaschutz würde jeden Bürger in Deutschland im Monat durchschnittlich acht Euro für die kommenden zehn Jahre kosten”, sagte sie unserer Redaktion.

"Kernkraftwerke müssen länger laufen"

In der Rechnung enthalten sind die auf Verbraucher umgelegten Kosten für den europaweiten Emissionshandel, der zu einer ständigen Reduzierung von CO2-Emissionen aus Kraftwerken, Industrieanlagen und Flugzeugen führen soll, sowie die Investitionen in effizientere Energienutzung in Haushalt, Verkehr und Wirtschaft. „Dazu müssen allerdings auch Kernkraftwerke länger laufen. Sonst steigen die Kosten auf elf Euro.” Bei Nichtstun würden Folgeschäden durch Dürren, Stürmen oder Überschwemmungen auftreten, die Haushalte 38 Euro pro Monat kosten würden.

Deutsche Umwelttechnologie profitiert

Aus Sicht der CDU/CSU profitiert vom G-8-Beschluss vor allem die deutsche Umwelttechnologie. Weil Deutschland schon in Vorleistung gegangen sei, müssten jetzt andere Weltregionen nachziehen. „Das steigert unsere Exportchancen”, sagte Unions-Fraktionsvizechefin Katherina Reiche. Ihre Sorge: Deutschland trägt beim Klimaschutz die Hauptlast, andere halten sich zurück. „Wir brauchen daher eine gerechte Lastenverteilung.”

"Viel heiße Luft"

Die Grünen können dem G-8-Gipfel dagegen nichts abgewinnen. „Er hat viel heiße Luft, aber wenig Klimaschutz gebracht”, sagte Bärbel Höhn. „Die wachsweiche Formulierung zum Zwei-Grad-Ziel verpflichtet zu gar nichts.” Über die Erklärung von L‘Aquila kann auch der Kieler Klimaforscher Mojib Latif nur den Kopf schütteln: „Ich kann es nicht mehr hören.” Zu oft habe er Politiker über Klimaschutz reden hören. Passiert sei nie etwas. Dabei könne man durchaus sofort handeln: „Wenn wir die Regenwälder schützen und die Brandrodung verhindern.” Damit würde man den CO2-Ausstoss um 15 Prozent reduzieren.

Aber auch das Ziel der G8 lasse sich erreichen. Vom Abscheiden des Kohlendioxids in Kohlekraftwerken hält Latif dagegen nichts. Die Technologie sei nicht erprobt. Bis sie technisch und politisch weit genug sei, werde es bereits zu spät sein. Die Münchner Rück-Versicherung bringt derzeit Unternehmen zusammen, um bis 2050 in der Sahara Solar-Kraftwerke zu bauen. Für 400 Milliarden Euro ließen sich so in 40 Jahren klimaneutral 15 bis 20 Prozent des EU-Strombedarfs decken.

Windkraftanlagen für 50.000 Haushalte

Noch greifbarer ist das Projekt Alpha Ventus der Energie-Unternehmen Ewe, Eon und Vattenfall. Dahinter steht der erste deutsche Offshore-Windpark, der 45 Kilometer nördlich der Nordsee-Insel Borkum entsteht. Bis 2010 werden dort zwölf Windkraftanlagen Strom für 50.000 Haushalte produzieren. Als potenzieller Verlierer sieht sich die deutsche Industrie.

Die Mehrbelastung durch den verschärften Emissionshandel ab 2013 reiche bis zu 15 Millionen pro Jahr für Großunternehmen, rechnete der Stromkundenverband VIK vor. Geschäftsführerin Annette Loske: „Bevor nun noch einmal gesteigerte Belastungen von Deutschland bis 2050 erwartet werden, müssen sich die übrigen Staaten der Welt endlich ihrer Verantwortung stellen.”

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