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Donnerstag, 28. Mai 2009

CD-Kritik: Marilyn Manson - The High End Of Low

CD-Kritik: Marilyn Manson
The High End Of Low

Der fast schon pathologische Hass des amerikanischen Mainstreams auf Marilyn Manson scheint nachgelassen zu haben - zumindest wurde er in den letzten Jahren nicht mehr explizit für die diversen Amokläufe und die allgemeine Verrohung der Jugend mit verantwortlich gemacht. Das mag natürlich auch mit einer neu entdeckten Sanftheit zusammenhängen. Mit "Eat Me, Drink Me" veröffentlichte er vor gut zwei Jahren eine ordentliche, aber auch etwas redundante Rockplatte, die eigentlich nur noch Mechanismen gehorchte, ohne wirklich Inhalte zu transportieren. Manson, und das soll kein Vorwurf sein, zeigte sich hier endgültig als solider Hardrock-Songwriter ohne allzu kontroverse Schlagseiten. Auf "The High End Of Low" dreht er wieder ein wenig an den Stellschrauben. Twiggy Ramirez, Mitstreiter aus den frühen Jahren, ist dabei, bisweilen poltert sich Manson mit hübschen Hasstiraden durch die Songs.

So ist "We're From America" wohl das Lied, das am ehesten diejenigen zufriedenstellen wird, die von Manson vermeintlich Kontroverses erwarten: Hier ätzt und schimpft er verlässlich gegen Politik und Gesellschaft der US-Gegenwart, bringt Abtreibung, Jesus, Krieg und alles andere zusammen. "We don't believe in credibility, 'cause we're fuckin' incredible", heißt es hier, was dann wohl auch der beste Claim der Platte ist.

Ansonsten wirkt "The High End Of Low" zunächst etwas ziellos, was sich aber nach einigen Hördurchgängen nicht bestätigt. Neben bewährten, latent grunzigen Rock-Dampfhämmern wie "Leave A Scar" oder "Devour" hat Manson die Powerballade für sich entdeckt, was schon ein bisschen irritiert: "Running To The Edge Of The World" beginnt mit Gitarren, die auch als Oasis-Material durchgehen würden und entwickelt sich zu einem nicht unbedingt originellen, aber durchaus solide aufgebauten Rock-Schmuser. "Four Rusted Horses" kommt als kerniger und verblüffend organischer Blues um die Ecke.

Am schönsten wird's in den wenigen Momenten, in denen sich die Vergangenheit wiederholt: "Arma-Goddamn-Motherfuckers-Geddon" etwa ist ein dezent tiefergelegtes Industrial-Monster, in dem man endlich auch ein bisschen was vom Wiederkommer Ramirez zu hören glaubt. Insgesamt eine solide und angemessen inszenierte Rock-Angelegenheit - übermäßige Substanz war ja noch nie das, was bei Manson wichtig war.

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