NewsKopie: CD-Kritik: The Rolling Stones - Sticky Fingers

Freitag, 22. Mai 2009

CD-Kritik: The Rolling Stones - Sticky Fingers

Provokant prangte der Schoß eines Mannes auf dem Plattencover. Ein Rechtsträger, wie die enge Röhrenjeans deutlich erkennen ließ. Wer sich vergewissern wollte und den funktionsfähigen Reißverschluss öffnete, stieß auf brave, weiße Unterwäsche. Die von Andy Warhol gestaltete Hülle wusste zu beeindrucken. Der Inhalt allerdings begeisterte noch viel mehr: "Sticky Fingers", das neunte Album der Rolling Stones gilt als Meilenstein. Die 1971 erschienene Platte steht nun remastered erneut in den Läden - 13 weitere sollen im Laufe des Jahres folgen.

Aus mehreren Gründen nimmt das blueslastige Album, das gemeinsam mit "Goats Head Soup", "It's Only Rock'n'Roll" und "Black And Blue" jetzt in einem ersten Schwung auf den Markt kommt, einen besonderen Platz in der langen und ereignisreichen Geschichte der britischen Rock-Dinosaurier ein. Beispielsweise, weil es die Rolling Stones erstmals auf dem eigenen Label Rolling Stones Records veröffentlichten, das mittlerweile allerdings abgewickelt wurde. Auch das knallrote Zungenlogo des Designers John Pasche, längst selbst Kultsymbol, kam auf "Sticky Fingers" erstmals zum Einsatz.

Mit dem unverkennbaren Gitarrenriff von "Brown Sugar" leitet Keith Richards die Platte kraftvoll ein. Obwohl rockige Stücke wie dieses oder auch "Can't You Hear Me Knocking" auf dem Album vergleichsweise spärlich gesät wurden, bot sich dem heute 65-Jährigen dennoch genug Gelegenheit, sein Können an den Saiten zu beweisen. Für "Sister Morphine" holte er sich Slide-Gitarristen Ry Cooder zur Hilfe, während Mick Jagger den düsteren Zeilen von Marianne Faithfull neues Leben einhauchte. Bonusmaterial sucht man auf der Wiederveröffentlichung vergeblich. Doch was hätte das dort auch verloren? Es würde sich schließlich auch niemand erdreisten, Da Vincis "Mona Lisa" noch Pinselstriche hinzuzufügen.

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