NewsKopie: Nintendomanie

Mittwoch, 13. Mai 2009

Nintendomanie

Vor einiger Zeit habe ich einen Bericht gelesen, der einerseits bedenklich stimmt, andrerseits aber auch erstaunliche Elemente enthält. Es ging darin um die motorischen Fähigkeiten heutiger Kinder und Jugendlicher, die im Vergleich zu vorherigen Kinder-Generationen deutlich schlechter sind – bis auf eine Ausnahme…

Der Spiegel titelte damals „Generation Daumen“ und schrieb, dass der Daumen bei jüngeren Menschen mittlerweile muskulöser und geschickter sei als die restlichen Finger der Hand. Davon seien vor allem Heranwachsende betroffen, die mit Organizer, Mobiltelefon und Taschencomputern wie dem Game Boy aufgewachsen seien. Eben jene Jugendlichen, die nach Beobachtung der Wissenschaftler schnell mit dem Daumen Kurzmitteilungen auf dem Mobiltelefon schreiben könnten und dabei kaum auf das Display schauten. Und diese jüngere Generation benutze auch in anderen Situationen im Gegensatz zum Rest der Bevölkerung instinktiv den Daumen statt des Zeigefingers.

Und meine Kinder schicken sich an, sich nun ebenfalls in die „Generation Daumen“ einzureihen. Hanna hat seit Monaten eisern ihr Taschengeld und alle Geldgeschenke von Omas und Opas gespart und hatte diese Woche endlich genügend zusammen, sodass sie sich von ihrem eigenen Geld einen Nintendo DS kaufen konnte. Obwohl ich davon prinzipiell weniger begeistert bin und so einen „Daddelkasten“, wie das Teil bei uns etwas schnodderig genannt wird, gerne noch eine Weile vermieden hätte. Aber da Hanna schon so lange ganz gezielt darauf hingespart hat, ließ ich sie gewähren. Und natürlich, wie könnte es anders sein, haben alle Freundinnen längst so einen Kasten. So war sie überglückliche, nun auch zu den Nintendo-Besitzerinnen zu gehören.

Das kleine Kästchen, mit dem sich so trefflich die Zeit totschlagen lässt (Zeit, in der man, wohlgemerkt, auch etwas „Sinnvolles“ – aus Erwachsenensicht – tun könnte!), ist hoch begehrt bei Hanna und Martin, der natürlich auch gerne mal spielen möchte. Er hat sich sogar schon ein eigenes Spiel gekauft (dafür reichte sein Gespartes) und so hängen meine Kinder friedlich vereint vor dem Gerät und spielen abwechselnd Hannas und dann wieder Martins Spiel.

Inzwischen bin sogar ich glücklich über den Daddelkasten, auch wenn ich das vorher nie gedacht hätte. Denn seit wir das Teil haben, setzen sich beide Kinder ohne Murren und Trödeln an die Hausaufgaben, erledigen diese so flott wie nie, lesen selbständig 10 Minuten für den Lesezettel, üben jeder ohne Aufforderung auf ihrem Instrument und Hanna bearbeitet noch eine Seite „Tiger Timo“ aus dem Rechtschreibtraining. Erst wenn alles ordentlich erledigt ist, dürfen sie unter der Woche, also in der Schulzeit, mit dem Mini-Computer spielen. So stressfreie Nachmittage hatte ich schon lange nicht mehr! Nun hoffe ich sehr, dass die Begeisterung anhält und der Daddelkasten weiterhin als Motivationsturbo funktioniert!

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