NewsKopie: Schöne, alte, neue Welt der Autos

Mittwoch, 26. November 2008

Schöne, alte, neue Welt der Autos

Wromm, ab auf den Schrottplatz: In "Death Race" wird die Elite der PS-Boliden effektreich aus dem Verkehr gezogen. Am Ende überlebt die wehmütige Erkenntnis, dass der moderne Mann Stamina nicht mit Hubraum-Muskeln verwechseln sollte.

Die US-Autobauer stecken tief in der Krise. Selbst einstigen Giganten der Mobilität droht die Insolvenz. Schuld sollen eben jene Modellstrategien sein, die den Mythos des amerikanischen Muscle-Cars begründet und stolz zu neuen Höhenflügen geführt haben: Kraft- und blechstrotzende PS-Kraftwerke auf vier aluminiumgedehnten Rädern, deren Motorengeräusche für so manchen Liebhaber mächtiger Spritschlucker wie Musik klingen. Doch auch wenn nun fleißig an Hybridlösungen mit Elektro- und Wasserstoffantrieben getüftelt wird, um angesichts hoher Benzinpreise und Umweltbelastung den Energiespartrend nicht noch länger zu verschlafen, wurde der Traum vom automobilen Boliden in Film und Fernsehen längst noch nicht aufgegeben.

Während in der Neuauflage des Serienklassikers "Knight Rider" ein Ford Mustang in Hochglanzoptik röhrt, wird dasselbe Modell in der düsteren Zukunftsvision "Death Race" zu einer Waffe ganz anderen Schicks: Dort rasen Gefängnisinsassen in allem über die Leinwand, was viel Lärm macht und einen hohen Verbrauch aufweist - ganz vorne mit dabei ist nicht nur Ford, sondern auch alle weiteren großen US-Automarken.

Was ein Blogger anlässlich des US-Kinostarts zum neuen Film von Paul W.S. Anderson ("Resident Evil", "Alien vs. Predator") schrieb, mag im übertragenen Sinne auch für all die Verfechter des amerikanischen Autotraums gelten, die sich durch die aktuellen Markttrends allein gelassen fühlen: Der Film mute an wie das Disneyabenteuer "Cars", nur eben mit post-apokalyptischem Verve und für ein sehr, sehr böses erwachsenes Publikum. Also dürfen noch einmal all die wuchtigen PS-Monster der Marken Dodge Ram, Buick Riviera, Chrysler 300C, Pontiac Trans Am und selbst ein ausgedienter BMW 7er sowie ein Porsche 911 in Kampfausrüstung auflaufen, um sich gegenseitig auf den Schrottplatz zu rammen.

So sehr sich metaphorische Parallelen zum Todeskampf der Automobilwirtschaft anbieten, so sinnentrückt ist die Handlung der Neuverfilmung des B-Movie-Klassikers "Frankensteins Todesrennen" aus dem Jahre 1975 angelegt: Ein Untergrundboxer mit großem Herz (Jason Statham) wird unschuldig für den Mord an seiner geliebten Ehefrau in ein Hochsicherheitsgefängnis eingeliefert, das die geschäftstüchtige Leiterin (Joan Allen) zu einem respektablen Profit Center ausgebaut hat. Sie zeichnet verantwortlich für einen saisonalen Wettkampf, der es in sich hat und den weggeschlossenen Insassen Hoffnung macht, als siegreicher Wettbewerber die Freiheit geschenkt zu bekommen.

Das Motto lautet: Alles oder nichts, wer nach fünf der brutalen Rennen gewinnt und noch lebt, wird in die Freiheit entlassen. Jeder gegen jeden, alles für die Einschaltquote. Die Profite kommen über das Internet, wo sich Millionen von Abonnenten in die Übertragung des Spektakels einschalten und jeder sensationelle Unfall mit Todesfolge neue Kreditkartenabbuchungen verspricht.

Kein Wunder, dass die Wahl von Regisseur und Autor Anderson für die Hauptrolle des zu Unrecht verurteilten Protagonisten auf Jason Statham fiel. Der 36-jährige Brite hat einschlägige Erfahrungen im Kinogenre der Keilerei wie auch der Raserei gesammelt (u.a. "Transporter", "Crank", "Italian Job") und dient mit seiner Mimik des unglücklichen, aber entschlossenen Gutmenschen gerne als Kristallisationsfigur für die Sympathien des Publikums.

Als Jensen Ames wird er dazu genötigt, den maskierten Star der Todesrennen-Serie namens Frankenstein zu ersetzen, da dieser unerwartet seinen schweren Verletzungen erlegen ist, das Publikum davon aber tunlichst nichts erfahren darf, um die Abo-Zahlen nicht zu gefährden. Ames Vorteil: Er muss nur noch zwei Rennen gewinnen, um seinen Freifahrtschein zu erspielen.

Dass sich das alles nicht nach dem sadistischen Kalkül der Gefängnisleiterin entwickelt, sondern der Held zurückschlägt und seine eigenen Vorstellungen von der Fahrt in die Freiheit realisiert, mag nicht überraschen und entspricht dem bewährten Schema des Zorns der Gerechten. Doch belegt Paul W.S. Andersons massenkompatible Adaption eines längst vergessenen Bizarr-Actionfilms unfreiwillig pointiert, dass alles Blech, egal wie schnell und laut es über den Asphalt rast, am Ende nicht mehr ist als Müll, und dass es vielmehr darauf ankommt, wie verantwortungsbewusst der Fahrer damit umgeht.

www.folkoteka.com

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen