Acht Jahre war George W. Bush der mächtigste Mann der Welt. Offenbar genug Zeit, auch einen mächtigen Scherbenhaufen zu hinterlassen.
Gegen Ende zeigt George W. Bush Gefühle. «Jeder möchte geliebt werden», gestand der scheidende US-Präsident jüngst. Er weiss, dass eine Mehrheit der Amerikaner ihn als einen der «schlechtesten Präsidenten der US-Geschichte» ansieht und hofft, dass die Geschichtsbücher sein ruiniertes Ansehen korrigieren werden. Denn auch die meisten US- Historiker, so eine Umfrage unter 109 führenden Geschichtswissenschaftlern, fällen heute ein vernichtendes Urteil.
Verstörende Bilder bleiben von der Bush-Zeit: Die Aufnahmen der erniedrigten Iraker in Abu Ghraib. Die stumm kauernden Gefangenen in Guantánamo. Massen verzweifelter Menschen, meistens Schwarze, die sich nach dem Hurrikan Katrina im «Superdome» von New Orleans drängen.
Die Amerikaner verübeln dem 62-jährigen Texaner vor allem, dass er das Ansehen des Landes weltweit schwer beschädigt hat. Präventiv- Kriege, Menschenrechtsverletzungen und Folter, Arroganz, Ignoranz und Selbstüberschätzung sind die Begriffe, mit denen sich für viele das Amerika der Bush-Zeit verbindet.
Der Republikaner, wie seine Landsleute geschockt von den Terroranschlägen des 11. September 2001 und geleitet von neokonservativen Analysen, hatte mit harter Hand die Weichen der US-Politik ins 21. Jahrhundert gestellt.
Bush erklärte dem internationalen Terrorismus und dem «Islamo- Faschismus», der «Achse des Bösen» (Irak, Iran, Nordkorea) und allen Feinden der westlichen Werte den Krieg. Er entwarf die Vision eines demokratisierten Nahen Ostens. Freiheit und Demokratie sollten Garanten für den Frieden werden.
El Kaida so stark wie 2001
Mit den Ergebnissen kann Bush nach acht Jahren kaum zufrieden sein. Vor allem im Iran machen die Nuklearpläne rasante Fortschritte und die Hass-Tiraden der Mullahs gegen den «kleinen Satan» Israel und den «grossen Satan» USA sind kaum gemässigter geworden. Vor allem aber ist das Terrornetz El Kaida laut den US-Geheimdiensten so stark wie 2001.
Mehr als alles andere verbindet sich der Irakkrieg mit der Bush-Ära. In den USA wächst zwar der Optimismus auf eine friedliche Zukunft des Landes. Aber welch ein bitterer Weg liegt dahinter.
Trotz aller Warnungen erzwang Bush 2003 den Regimewechsel in Bagdad. Dann stellte sich heraus, dass Saddam Hussein gar keine Massenvernichtungswaffen gehabt hatte. Nichts bedaure er mehr als die falschen Geheimdienstinformationen über den Irak, sagt Bush heute.
Bilanz des Schreckens
Zwar fegten die US-Truppen binnen Wochen das irakische Regime hinweg. Doch dann begann eine schier endlose Zeit von Chaos, Terror und Blutvergiessen. Die vorläufige Bilanz: Wohl an die 100´000 irakische Opfer, über 4200 tote US-Soldaten, Hunderte Milliarden Dollar an US-Steuergeldern. Der Irakkrieg war auch wesentlich verantwortlich für die massive US-Staatsverschuldung unter Bush.
Bush war ein «Kriegspräsident», er selbst hat das immer wieder betont. Er sei bei sei seinem Amtsantritt nicht darauf vorbereitet gewesen, Kriege führen zu müssen, gestand Bush jüngst ein.
Heute sieht er es als einen Erfolg seiner Politik an, dass es seit dem 11. September 2001 keinen Terrorangriff mehr auf amerikanischen Boden gab. Zu Bushs magerer Erfolgsbilanz gehört sicher auch der massive und einmalige US-Beitrag im Kampf gegen Aids in Afrika.
Absturz der Wirtschaft
Bis 2008 glaubte Bush, zumindest auch eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik betrieben zu haben. Mit der Immobilienkrise verflüchtigte sich auch dieser Glaube. Der marktliberale Bush musste die Finanzbranche mit gigantischen Summen (700 Milliarden Dollar) vor dem Kollaps retten.
Der oft unbeholfen wirkende Bush war nie ein Liebling der Intellektuellen. Selbst ihm wohl gesonnene Biografen und Autoren beklagen einen Mangel an «intellektueller Neugier». Die grosse Mehrheit der Amerikaner wird erleichtert aufatmen, wenn Bush am 20. Januar Platz macht für Obama. (sda)
Dienstag, 30. Dezember 2008
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