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Dienstag, 30. Dezember 2008

Eltern und Kinder: Unkonzentriert und unmotiviert

Frage an unsere Pädagogin:

Schönen guten Tag,

unsere 7 jährige Tochter geht nun in die 2. Klasse. Die Schule hatte im letzten Jahr halbwegs gut angefangen, aber schon im ersten Elterngespräch bekam ich von ihrer Leherin gesagt sie sei in allem zu langsam. Außerdem passt sie nicht auf. Das habe ich nun ein Jahr mit angesehen und versucht abends mit ihr zu üben. Aber auch nachzuholende Hausaufgaben und Übungen gestalten sich als sehr schwierig, da unser Kind dann einfach durchdreht, weint und meint sie sei zu dumm. Das sagt sie wörtlich. Ich versuche ihr zu erklären, dass sie nur ein wenig üben müsse und manchmal eben nicht alles gleich funktioniert. Das nützt nichts. Wenn sie sich dann wieder beruhigt hat (was schon mal 30 min dauert) dann macht sie die Aufgaben ganz ordendlich. Oft vergisst sie ihre Hefte für die Hausaufgaben in der Schule (das gab auch schon ärger), weil sie nicht zugehört hat. In ihrem Zeugnis bescheinigt ihr die Leherin ein sehr gutes Allgemeinwissen, aber das reicht eben nicht.

Vielleicht mache ich mir ja auch ganz überflüssiger weise Sorgen, aber es tut mir in ser Seele weh, dass sie nicht gern in die Schule geht und sagt sie sei zu dumm.

Auch möchte sie gern mal die beste in irgendetwas sein und erzählt mir dann sie hätte irgendetwas als einzige gut gekonnt (stimmt manchmal nicht). Ich glaube aber nicht, dass ihr anlass gegeben hätte sie müsse mir etwas beweisen. Ich versuche ihr eher zu erklären eine 3 oder 4 ist doch nicht s schlimm und sie wird es schon schaffen auch mal eine besser Note zu bekommen.

Um ihre soziale Kompetenz hatte ich mir eigendlich auch nie viele Sorgen gemacht, sie spielt am Wochenende viel mit den anderen Kindern. Ab und zu meint sie aber sie habe gar keine Freunde (vor allem wenn sie ihre Wutanfälle bei Hausaufgaben hat). Wenn ich versuche nachzufragen, dann meint sie die anderen Kinder mögen sie eigendlich gar nicht und kommen nur zum spielen weil kein anderer zur verfügung steht. In solchen Momenten weiß ich nicht was ich tun soll.

Eigentlich interessiert mich nicht, ob sie ein 1 oder 3 schreibt, aber ich habe angst, dass diese Unlust an der Schule und ihre Demotivation bleibt. So wird sie denke ich auch von der Leherin falsch eingeschätz und zeigt nicht, was in ihr steckt. Ich habe auch ein Belohnungssystem eingeführt (besser aufpassen = kleine Überraschung). Leider noch nicht so lange, kann also noch nicht sagen, ob es was bringt. Wir haben es auch mit Sport (Erfolgserlebnisse) versucht. Aber was nicht gleich gut funktioniert endet oft in einem Wutanfall. Wir sind ratlos....

Viele Grüße Familie Walter
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Was unsere Pädogogin rät:

Sehr geehrte Familie Walter,

danke für Ihre Anfrage.

Es ist sehr schade, dass Ihre Tochter nicht mehr gern zur Schule geht. Dies kann verschiedene Ursachen haben, die auch vor Ort abgeklärt werden sollten.

Wenn Sie schreiben, dass das Kind ein gutes Allgemeinwissen hat und auch bei entsprechender Motivation seine Aufgaben gut erledigen kann, scheint sie keine Lernprobleme zu haben. Es kann dann sein, dass sie sich in der Schule langweilt und nicht aufpasst. Dadurch schafft sie ihre Aufgaben nicht.

Zum anderen kann auch eine Aufmerksamkeitsstörung vorliegen. Dies erklärt das nicht Zuhören und das häufige Vergessen verschiedener Dinge. Geringes Selbstwertgefühl, Mittelpunktstreben oder auch Wutanfälle sind bei solchen Kindern nicht selten und man muss Ihnen mit entsprechender Konsequenz entgegentreten.

Wichtig ist auch in einem solchen Fall ein gut strukturierter Tagesablauf mit ausreichenden Erholungsphasen. Hausaufgaben und intensives Üben sollten für Kinder der zweiten Klasse maximal 30 Minuten täglich betragen. Versuchen sie eher „hintenherum“ zu üben. Dies kann sich bei Hausarbeiten sehr gut ergeben (Rechenaufgaben, Einkaufszettel schreiben, Rezepte oder Gebrauchsanweisungen lesen und anderes) oder mit verschiedensten Spielen durchgeführt werden. Mit Memory oder auch Puzzels können Aufmerksamkeit und Konzentration geschult werden. Mit alten Spielen, wie „Ich sehe was, was die nicht siehst..“, Kofferpacken oder anderen können Zuhören und Merkfähigkeit geübt werden. Ihre Tochter muss das Gefühl haben, dass sie spielt und nicht „lernt“.

Mit einem Belohnungssystem sind Sie durchaus auf dem richtigen Weg. Die Aufgaben müssen dabei sehr konkret gefasst sein, damit das Kind nicht überfordert ist und auch genügend Erfolgserlebnisse haben kann. So sollte sich das Mädchen anfangs auf einen Schwerpunkt konzentrieren, später könnte dann noch ein zweiter hinzu kommen. Die Ziele müssen dann erfolgsabhängig gestellt werden.

Sprechen Sie auch noch einmal in Ruhe mit der Lehrerin, welche Aufgaben Ihre Tochter in der Schule erhalten kann um mehr Anerkennung von den Mitschülern zu erhalten.

Ich rate Ihnen auch, eine schulpsychologische Beratungsstelle oder einen Schulpsychologen aufzusuchen, damit Sie dort auch Hinweise zu Übungsschwerpunkten bekommen können. Vielleicht werden dort auch Trainingsprogramme angeboten.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen

E. Müller

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