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Sonntag, 28. Dezember 2008

Medizin: So kann Alzheimer verhindert werden

Kaum eine Alterserscheinung wird so gefürchet wie Alzheimer. In Deutschland leiden unter dieser Demenzkrankheit mehr als eine Millionen Menschen. Bisher galt sie als kaum behandelbar. Jetzt haben amerikanische Forscher eine der Hauptursachen entdeckt und geben Tipps zur erfolgreichen Vorsorge.

Es ist eine unheimliche Krankheit. Sie beginnt mit einer ganz allmählich stärker werdenden Vergesslichkeit und führt schließlich zum Verlust des „Ichs“. Unter Alzheimer leiden in Deutschland bereits mehr als eine Million Menschen – Tendenz steigend.

Experten gehen davon aus, dass sich die Zahl der Betroffenen angesichts der demografischen Entwicklung in den nächsten 20 bis 30 Jahren verdoppeln wird. Dabei verursacht diese Krankheit hierzulande bereits heute volkswirtschaftliche Kosten von 60 Millionen Euro pro Tag.

Angesichts dieser dramatischen Perspektive wird jede neue Erkenntnis von Alzheimer-Forschern mit großer Aufmerksamkeit registriert. Immer wieder wird von „sensationellen Fortschritten“ berichtet – etwa der denkbaren Behandlung von Alzheimer-Patienten mit dem schlichten Farbstoff Methylenblau –, doch tatsächlich gibt es bislang weder eine sichere Möglichkeit der Frühdiagnose noch eine wirklich wirksame Therapie. Die Wissenschaft tappt bei Alzheimer immer noch weitgehend im Dunkeln.


Amerikanische Forscher scheinen jetzt endlich etwas Licht in die Mechanismen der Entstehung von Alzheimer zu bringen. Robert Vassar vom Institut für Medizin an der Northwestern University in Chicago ist sich sicher, dass eine schlechte Durchblutung des Hirns die entscheidende Ursache für die Erkrankung ist.


Blockieren bestimmter Proteine

In der jüngsten Ausgabe der US-Fachzeitschrift „Neuron“ erläutert er, wie die Alzheimersche Krankheit durch gezieltes Blockieren bestimmter Proteine behandelt und möglicherweise sogar ganz verhindert werden könnte.

Das Forscherteam um Vassar entdeckte bei Experimenten an Menschen und Mäusen, dass eine geringere Durchblutung des Gehirns – also eine schlechtere Versorgung mit Glucose und Sauerstoff – zu einer Veränderung des Proteins „elF2alpha“ führt. In seiner modifizierten Form sorgt es für die Bildung eines Enzyms, das wiederum die Produktion von sogenannten Amyloid-Beta-Proteinen anregt.

Diese Proteine lagern sich auf den Nervenzellen ab und sorgen für die Entstehung jener Plaque, die charakteristisch für an Alzheimer erkrankte Gehirne ist. Die Plaque behindert die Nervenzellen beim Austausch von Informationen – was das Gedächtnis verschlechtert – und kann langfristig sogar zum Absterben der Zellen führen.

Die Idee von Robert Vassar ist nun naheliegend: Man müsste „nur“ ein Medikament entwickeln, das „elF2alpha“ blockiert und damit auch den biochemischen Entstehungsprozess von Alzheimer. Eine solche Anti-Alzheimer-Arznei wird nicht innerhalb der nächsten Jahre verfügbar sein, doch aus den Erkenntnissen Vassars lassen sich schon jetzt einige Empfehlungen zur Vorsorge ableiten.

Durchblutung ist wichtig

Alles, was die Durchblutung des Gehirns fördert, dient der Alzheimer-Prävention. Dazu zählen körperliche Bewegung, geistige Aktivität, eine Verringerung der Zufuhr von Cholesterin sowie eine konsequente Behandlung von Bluthochdruck.

All dies ist ohnehin auch sinnvoll im Hinblick auf eine Verringerung des Schlaganfallrisikos. „Ein Hirnschlag ist eine Blockade, die in einem akuten, dramatischen Ereignis die Durchblutung verhindert und Zellen absterben lässt“, erklärt Vassar. Bei Alzheimer hingegen geschehe im Prinzip dasselbe über Jahre hinweg in einem „langsamen, hinterhältigen Prozess“.

„Er ist so sanft, Sie merken es nicht einmal, aber es hat langfristige Auswirkungen, weil es eine chronische Verringerung der Durchblutung auslöst“, so Vassar. Anstatt sofort abzusterben, reagieren die Gehirnzellen mit einer Verstärkung der Produktion eines Enzyms, was kurzfristig hilft, einen Hirnschlag zu vermeiden – dafür allerdings eben langfristige Schäden verursacht. Morbus Alzheimer als Kollateralschaden der körpereigenen Abwehr gegen Schlaganfälle? Eine interessante wie verblüffende These.

Weltweit, schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), leiden 24 Millionen Menschen an der Alzheimerschen Krankheit. Ihre Prognosen sehen für das Jahr 2020 eine Zahl von 42 Millionen Betroffenen voraus, für 2040 gar 81 Millionen.

Die Erkrankung wurde erstmals 1901 von dem deutschen Arzt Alois Alzheimer beschrieben. Als erste Alzheimer-Patientin ging die 1906 verstorbene Auguste Deter in die Medizingeschichte ein. Alzheimer entdeckte in ihrem Gehirn bei einer pathologischen Untersuchung jene Einlagerungen, die heute als „Alzheimer-Plaques“ bekannt sind.

Hier gibt es weitere Informationen zu Alzheimer
www.folkoteka.com

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