NewsKopie: Studie zum Geschäftsmodell Spam

Mittwoch, 12. November 2008

Studie zum Geschäftsmodell Spam

Ein Team von US-Informatikern hat erforscht, wie das Wirtschaftsmodell Spam funktioniert. Um ihre Studien durchzuführen, gingen die sieben Wissenschaftler zeitweise selbst unter die Spammer. Spam ist eine Pest, der kaum ein Internetnutzer entgeht. Kein Tag, an dem nicht mindestens eine Mail im Postfach landet, in der Produkte angepriesen werden, die auf die eine oder andere Weise zur Pflege männlicher Körperteile dienen sollen. Aber lässt sich mit solchen lästigen Massenmails tatsächlich soviel Geld verdienen, dass es sich lohnt, sich die Internetnutzer der ganzen Welt zum Feind zu machen? US-Wissenschaftler sind den Wirtschaftsmodell Spam auf den Grund gegangen.

Nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der Empfänger geht auf die zweifelhaften Angebote ein: Auf 12,5 Millionen versandter Spammails kommt nur eine Bestellung, fand das Team aus sieben Forschern um Stefan Savage heraus. Das entspricht einer Erfolgsquote von weniger als 0,00001 Prozent. Doch angesichts der Masse an versandten Mails scheint sich mit diesem Geschäft dennoch Geld verdienen zu lassen. Um diese Studie durchführen zu können, waren die Informatiker der Universitäten in Berkeley (University of California, Berkeley, UCB) und San Diego (University of California, San Diego, UCSD) selbst unter die Spammer gegangen: Anfang 2008 verschafften sie sich Zugang zum Botnetz "Storm" und verschickten Spammails über knapp 76.000 infizierte Rechner. Die beste Möglichkeit, Spam zu messen, sei, selbst zum Spammer zu werden, begründen die Forscher ihr ungewöhnliches Vorgehen in einem wissenschaftlichen Aufsatz.Zwei Arten von Spammails verschickten sie im Dienste der Wissenschaft: Eine, die simuliert, wie über das Storm-Netz Malware verteilt wird, und eine, in der vermeintlich über eine Onlineapotheke Medikamente wie Viagra angeboten wurden. Knapp vier Wochen lang überschwemmten sie das Netz mit rund 470 Millionen Mails, der Großteil davon Werbung für die Produkte der eigens aufgesetzten Onlineapotheke. Das Ergebnis sieht auf den ersten Blick mager aus: Nach 26 Tagen und fast 350 Millionen E-Mails verzeichneten die Forscher nur 28 Verkäufe im Wert von je rund 100 US-Dollar. Insgesamt hätten die Forscher 2.731,88 US-Dollar eingenommen. Allerdings erhielten die Käufer, wenn sie versuchten, ihre Bestellung zu bei vermeintlichen Onlineapotheke zu bestätigen, eine Fehlermeldung.Was nach einem kaum lohnenden Geschäftsmodell aussieht, wird zu einer lukrativen Einnahmequelle, wenn die Ausmaße der Botnetze in Betracht gezogen werden: Die Studie beruhe nur auf einem kleinen Teil des Storm-Netzes, schätzungsweise 1,5 Prozent, schreiben die Forscher. Über diesen Hebel werden aus den knapp 100 US-Dollar am Tag während des Messzeitraums plötzlich gut 7.000 US-Dollar. Aufs Jahr gerechnet sind rund 3,5 Millionen US-Dollar. Das sei zwar weniger als die Millionen US-Dollar am Tag, die Spammer angeblich verdienen sollen, "aber immer noch ein gutes Geschäft", resümieren sie. Die Frage, wie hoch der Gewinn sei, sei allerdings schwierig zu beantworten. Die Kosten für den Spamversand sollen bei 80 US-Dollar pro einer Million versandter Mails liegen, bei 350 Millionen Mails sind das über 25.000 US-Dollar. In Anbetracht dieser Kosten wäre Spam nur dann wirklich profitabel, wenn die Kosten deutlich niedriger wären, so die Wissenschaftler.Dass über Storm jedoch weiterhin massenhaft Medikamentenwerbung verschickt wird, lege nahe, dass diese Geschäft unter dem Strich profitabel sei. Ein Schluss - für es den auch Hinweise gebe - sei, schreiben Savage und sein Team, dass Spammer selbst Betreiber des Storm-Netzes sind.

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