Eine alte Frau steht nackt in der Duschkabine. Eine Frauenstimme befiehlt. „Tanzen, tanzen!“ Die demente Frau beginnt, sich hin und her zu wiegen. „La, la, la“, singt sie traurig in die Handy-Kamera. So schildert die Schweizer „Blick“ eines der Handyvideos der beschuldigten „Quälschwestern“.
Die vier Frauen und ein Mann, die alle im pflegerischen Bereich tätig sind, mussten am Dienstagmorgen Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Eine fünfte verdächtigte Person befindet sich laut Staatsanwaltschaft zurzeit im Urlaub. Drei Pflegerinnen haben bereits ein Geständnis abgelegt – Stadtrat Robert Neukomm hat am Donnerstagabend bereits ihre fristlose Entlassung angekündigt. Die Verdächtigten wurden getrennt einvernommen und anschließend wieder freigelassen.
Die Pfleger sollen mindestens zwei betagte Frauen mit dem Handy gefilmt haben. Die Staatsanwaltschaft soll nun klären, ob noch weitere Heimbewohnerinnen und –bewohner zu Schaden kamen. Die Bilder und Videos gelangten nach aktuellem Ermittlungsstand nicht ins Internet, sondern wurden zwischen den Beschuldigten getauscht: „Zur eigenen Belustigung,“ zitiert der Staatsanwalt die Aussagen der PflegerInnen.
Laut Stadtrat Neukomm handle es sich bei allen Involvierten „um ganz normale, bestens ausgebildete Pflegefachleute“. Der Vorfall sei derart entsetzlich und verabscheuungswürdig, dass er sich schwer vorstellen könne, es handle sich nicht um einen Einzelfall, so Stadtrat Neukomm in einer ersten telefonischen Stellungnahme.
Die Behörden wurden infolge einer Anzeige einer Privatperson auf den Fall aufmerksam. Gegen die fünf Tatverdächtigen wird in erster Linie wegen Verletzung des Geheim- oder Privatbereichs durch Aufnahmegeräte ermittelt. Dazu kommt der Vorwurf des Diebstahls von Wertsachen und die Anwendung leichter Gewalt beziehungsweise Tätlichkeit.
Das Pflegezentrum Entlisberg in Zürich Wollishofen ist das größte der zehn städtischen Pflegezentren. Hier sind vor allem Bewohner untergebracht, die intensive pflegerische und ärztliche Betreuung benötigen. Seit der vor drei Jahren abgeschlossenen Sanierung führt das Pflegezentrum Entlisberg 336 Betten. Rund 300 Angestellte betreuen die zumeist betagten oder beeinträchtigten Patienten.
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