Das kann ICQ 7: Schreiben, Telefonieren und Sozialisieren im Web 2.0
Mit der 7er-Version von ICQ führt Entwickler Mirabilis jede Menge neue Features in den Messenger ein. Im großen Hands-on-Bericht fühlt magnus.de der neuen Version auf den Zahn und sagt, was die neuen Funktionen so können.
Im Jahr 1996 veröffentlichten die vier Israelis Yair Goldfinger, Arik Vardi, Sefi Vigiser und Amnon Amir die erste Version des Instant Messengers ICQ (Homophon für „I seek you“, zu Deutsch „Ich suche Dich“). 14 Jahre später ist die 7. Version des beliebten Tools erschienen, die auf den ersten Blick keine eklatanten Unterschiede aufweist, auf den zweiten Blick aber so manch interessante Neuerung offenbart.
Gleichgeblieben sind die ersten Schritte bei der Installation. Nach der Wahl der Sprache und des Installationsordners müssen nur noch die Bedingungen der Endbenutzer-Lizenzvereinbarung sowie die Datenschutzpolitik des Messengers akzeptiert werden. Im nächsten Fenster sollte unbedingt die Installation angepasst werden, da sonst die ICQ Suche zur Standard-Suchmaschine und zur Starthomepage im Browser gemacht wird. Außerdem richtet das Programm die ICQ-Symbolleiste ein, was auch nicht jedem gefallen dürfte.
Anschließend wird das Programm in Windeseile und um vieles schneller als beim Vorgänger auf den Rechner gepackt. Das Startfenster des Messengers wirkt aufgeräumt, hier sind bis auf das mehrfarbige Viereck neben der Menüwahl keine großen Neuerungen auszumachen.
Nach der Anmeldung öffnet sich ein neues Fenster, das zum Freunde-Import aufruft. Ist eine Quelle ausgewählt – es stehen die Adressbücher und Kontaktlisten von Facebook, web.de, GMX, Yahoo- und Gmail sowie Windows Live zur Verfügung – prüft das Programm, ob die Leute bereits einen ICQ-Account haben und bietet an, sie der eigenen Kontaktliste hinzuzufügen. Ein netter Service, der so manche manuelle Suche erspart. Im nächsten Schritt können schließlich all die Leute zu ICQ eingeladen werden, die über keinen Account verfügen; hier sollte kräftig abgewogen werden, ob dies bei den Freunden wirklich erwünscht ist, da sich nicht jeder über unerwünschte E-Mails freut.
Die Kontaktliste im neuen ICQ ist übersichtlich strukturiert: Wie aus den Vorgängerversionen bekannt ist unter der Menüleiste das Nutzerbild, das Feld für die eigene Statusnachricht sowie die Einstellung für den Status angebracht. Im Vergleich zur Vorgängerversion wurde er entschieden vereinfacht, es gibt nur noch vier Einstellmöglichkeiten: Online, Away, N/A, Invisible. Dem Status-Möglichkeitenwahn des Vorgängers wurde glücklicherweise ein Riegel vorgeschoben. Ebenfalls zu loben ist die Möglichkeit, die Nachricht sofort zu ändern, ohne ein extra Fenster aufzurufen, und auch die Möglichkeit der Farbwahl muss positiv erwähnt werden. Beispiele dafür finden Sie in der Bildergalerie "ICQ 7 in Bildern".
Unterhalb prangen insgesamt vier Buttons: Neben der Kontaktliste finden sich als größte Neuerung die "Feeds von Freunden" aus sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter, die jedoch erst eingestellt werden müssen. Weitere Knöpfe sind die eigenen "Benachrichtigungen" und "SMS". Auf selber Höhe wurden noch im rechten Bereich die Schalter für das Game Center und die ICQ Zones positioniert.
Oberhalb der Kontakte befindet sich die ICQ-Suche, die Option, neue Freunde zu finden, Gruppen anzulegen oder Kontakte zu importieren sowie Einstellungsmöglichkeiten für die Kontaktliste.
Die Kontakte werden mit Benutzernamen und Foto angezeigt, außerdem wird die Statusnachricht dargestellt. Auf Wunsch kann in den Optionen für die Kontaktliste eingestellt werden, dass Bilder, Status-Meldungen und Mini-Profile weggelassen werden.
Alles in allem ist den Entwicklern die neue Oberfläche sehr gut gelungen: Alle wichtigen Funktionen sind im Blickbereich untergebracht und gut positioniert, und dennoch wirkt die Liste luftig und vom Ballast der Vorgängerversion befreit.
Die größte Neuerung verbirgt sich hinter dem Knopf mit dem grünen Männchen: "Feeds von Freunden". Nach dem Klick wird bei der erstmaligen Nutzung ein Browserfenster geöffnet, wo die gewünschten Quellen ausgesucht und eingerichtet werden können. Zur Auswahl stehen Delicious, Digg, Facebook, Flickr, Twitter und YouTube. Ebenfalls ist es möglich einzustellen, dass die ICQ-Statusnachricht in den jeweiligen Diensten gepostet wird. Auch kann justiert werden, wer die Aktivitäten kommentieren darf.
Sind die Einstellungen erledigt, wird fortan wie bei einem Ticker stets die neueste Ladung an Statusmeldungen aus den gewählten Netzwerken importiert und angezeigt. Sogar die Links werden angezeigt. Wird eine Meldung kommentiert, erscheint das im Feed in ICQ als auch bei den entsprechenden Quellen. Ist die Kontaktliste geöffnet, weist eine Sprechblase oberhalb des Kopfs des Männchens darauf hin, dass sich in den Netzwerken wieder etwas getan hat.
So richtig ausgereift ist die Funktion aber noch nicht: So können Kommentare zu Postings anderer nicht mehr gelöscht werden, was aber beispielsweise in Facebook jederzeit möglich ist. Ebenfalls nicht vorhanden sind Facebook-typische Funktionen wie "Gefällt mir". Trotzdem ist die Idee und deren Umsetzung gut, da so stets kompakt und trotzdem übersichtlich verfolgt werden kann, was im Freundesnetzwerk geschieht.
Ebenfalls überarbeitet wurde die Menüzeile und die Optionen. Waren in der 6.5er-Version in der Dachzeile noch zwei Menüpunkte vorhandenen, gefällt die 7er mit nur einem Dropdown-Version. Der wichtigste Punkt, die Einstellungen, ist zum Großteil identisch mit dem Menü des Vorgängers, allerdings ordentlicher strukturiert. Waren bei ICQ 6.5 die Optionen in „Anpassung“, „Datenschutz und Sicherheit“ und „Erweitert“ gegliedert, sind die Einstellungen in ICQ 7 in „Anpassung“, „Messaging“ und „Erweitert“ unterteilt.
Die jeweiligen Auswahlmöglichkeiten sind selbsterklärend. Neu ist im Bereich „Anpassung“ der Reiter „Kontaktleiste“, der auch direkt von selbiger aus erreichbar ist. Definitiv eine sinnvolle Ergänzung und besser als das Dropdown-Menü des Vorgängers.
Auch der Datenschutzbereich wurde zusammengefasst und überarbeitet. Vor allem die Datenschutzliste muss gelobt werden, können mit ihr einfach und unkompliziert die Kontakte in die altbekannten Listen verschoben werden.
Regelrecht gedankt werden muss den Designern für die Verschlankungskur der ehemals massigen Chatfenster: waren sie in der 6.5-Version unverhältnismäßig groß, gefallen die Chatfenster der 7-Version mit dezenter Größe, die fast schon auf Trillian-Niveau ist. Neu ist die Anordnung der Elemente: Die User-Infos sind nicht mehr rechts-, sondern linksbündig, während die Buttons von der Kopfleiste nach unten gezogen und komplett rechtsseitig angeordnet wurden. Die Designer blieben ihrer Verschlankungslinie also treu, ohne auf wichtige Features zu verzichten.
Alles in allem hat Mirabilis mit der 7er-Version von ICQ eine äußerst überzeugende Vorstellung abgeliefert. Das Programm läuft flott, ist vom Design her klar und übersichtlich strukturiert, und gefällt mit seinen alten Stärken. Aber nicht nur mit den alten Tugenden, auch mit der Integration der Web 2.0-Inhalte kann ICQ punkten und hebt sich wohlwollend von anderen Messengern ab. Der Wechsel auf die neueste Version ist dieses Mal also kein Rückschritt, sondern ein Aufbruch in eine neue Ära des Messengers.
Mittwoch, 20. Januar 2010
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