Wikipedia-Gründer macht mit Google Front gegen China
Der Gründer des Internet-Lexikons Wikipedia, Jimmy Wales, unterstützt den amerikanischen Suchmaschinenkonzern Google im Konflikt mit China. "Ich bin Google dankbar", sagte Wales der Deutschen Presseagentur am Montag am Rande der Konferenz Digital Life Design (DLD) in München. Wenn es richtig sei, dass die kritisierten Hackerangriffe auf Google tatsächlich von amtlichen Stellen ausgegangen seien, handle es sich um einen sehr ernsten Vorgang. Allerdings stelle sich die Frage, ob eine offene Konfrontation es der chinesischen Regierung nicht schwerer mache, eine pragmatische Lösung zu finden.
Google hatte China vorgeworfen, für eine Reihe von Hackerangriffen auf die Suchmaschine verantwortlich zu sein und hatte gedroht, sich aus der Volksrepublik zurückzuziehen.
Chinesische Version von Wikipedia drei Jahre nicht zugänglich
Wales erinnerte daran, dass die chinesische Version von Wikipedia in der Volksrepublik drei Jahre lang nicht zugänglich gewesen sei. Erst nach langwierigen Gesprächen mit den zuständigen Ministerien habe die Regierung die Seite 2008 zu den Olympischen Spielen in Peking zugelassen. Allerdings werde das Angebot nach wie vor von den Behörden überwacht und einzelne Artikel gesperrt. Er vertrete für Wikipedia eine klare Position: "Wenn es um Zensur geht, machen wir keine Kompromisse. Wir stehen für Meinungsfreiheit und für den freien Zugang zu Wissen." Trotzdem sei die Frage, ob Fortschritte eher im Dialog oder in der Konfrontation möglich seien. Nach Einschätzung von Wales sucht die chinesische Regierung nach Möglichkeiten, die Kontrolle des Webs schrittweise zu lockern.
Mit rund 250.000 Beiträgen rangiert die chinesische Wikipedia weltweit an zwölfter Stelle. Die Hälfte der Nutzer seien Chinesen in Taiwan, Singapur, Malaysia oder anderen Ländern außerhalb des Mutterlandes. Die Volksrepublik fühle sich in vielen Punkten missverstanden. Dies sei eine gute Grundlage, die Regierung in Peking davon zu überzeugen, diese Missverständnisse zu beseitigen, in dem sie ihren Bürger ermögliche, via Wikipedia oder andere Angebote ihre Sicht darzustellen.
"Hätte Google das auch gemacht, wenn sie Marktführer unter den Suchmaschinen wären?"
Der US-amerikanische Zukunftsforscher John Naisbitt, der in China ein eigenes Forschungsinstitut betreibt, kritisierte Google in einer Diskussionsrunde des DLD scharf. "Hätte Google das auch gemacht, wenn sie in China Marktführer unter den Suchmaschinen wären?" Der Westen habe immer noch nicht begriffen, dass China dieses Jahrhundert bestimmen werde und längst dabei sei, seine Strukturen zu ändern. Der Google-Konlikt sei eine Kleinigkeit. Der Umfang krimineller Hacking- Aktivitäten in Russland sei um ein Vielfaches größer als in China.
Montag, 25. Januar 2010
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