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Sonntag, 21. März 2010

Herthas Lebenszeichen: Starkes 5:1 in Wolfsburg

Wolfsburg (dpa) - Drei Tore von Theofanis Gekas lassen die Krisen-Hertha wieder an ein «Wunder von Berlin» glauben: Nach drei Pleiten in Folge siegte der Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga überraschend 5:1 (3:1) beim Deutschen Meister VfL Wolfsburg.

Dank Saisonsieg Nummer vier haben die Berliner jetzt noch fünf Punkte Rückstand auf Relegationsplatz 16. Vor 29 353 Zuschauern trafen der Grieche Gekas (6./26./63.) und Adrian Ramos (8./84.) für das Team von Trainer Friedhelm Funkel, das auch am kommenden Wochenende gegen Borussia Dortmund zum Siegen verdammt ist. 64 Stunden nach dem Verlängerungs-Krimi gegen Rubin Kasan blamierten sich die «Wölfe» mit einer blutarmen Vorstellung und stellen nun mit 51 Gegentoren die schwächste Liga-Defensive. Die Aufholjagd nach vier Erfolgen am Stück wurde jäh gestoppt, Grafites Anschlusstreffer (36.) war zu wenig.

«Das hätte ich nicht für möglich gehalten nach der anstrengenden Woche. Es war sehr schwer, wir haben teilweise zurecht sehr viel Prügel bekommen», kommentierte Funkel, «aber wir haben uns davon frei gemacht. Die Mannschaft hat eindrucksvoll ihr Bestes gegeben. Bei Theofanis habe ich gespürt, dass er wieder frisch ist. Jetzt müssen wir zuhause nachlegen. Wir haben nichts mehr zu verlieren.»

Mit Schmähgesängen hatten die mitgereisten Hertha-Fans die Berliner Profis vor dem Schicksalsspiel als «Absteiger, Absteiger» beschimpft. «Natürlich lässt mich das nicht kalt, was in Berlin passiert. Hertha hätte etwas anderes verdient», erklärte VfL-Manager Dieter Hoeneß, 13 Jahre in gleicher Funktion bei der Hertha, vor dem heiklen ersten Treffen mit seiner Vergangenheit und seinem Nachfolger Michael Preetz. «So ist Fußball. Hertha kann jeden schlagen. Es hat bei uns einen Tick Konzentration gefehlt und das reicht in der Bundesliga aus», analysierte Hoeneß hinterher, «vielleicht war das für ein Dämpfer zur rechten Zeit.»

Funkel wählte eine offensive Ausrichtung und brachte von Beginn an Fabian Lustenberger und erstmals seit dem 16. Spieltag auch den Serben Gojko Kacar. Dafür mussten Florian Kringe und Pal Dardai raus. Das Schlusslicht war von der ersten Sekunde an präsenter, investierte mehr und nahm den Charaktertest als letzte Chance an. Mit einem Doppelpack innerhalb von 120 Sekunden bestraften Leverkusens Leihstürmer Gekas (6.) und der Kolumbianer Adrian Ramos (8.) mit Saisontor Nummer acht die Wolfsburger für nahezu körperloses Zweikampfverhalten. Die VfL-Anhänger pfiffen wütend. Ihre Lieblinge spielten so unauffällig, dass es fast schon wieder auffällig war. Nach Ciceros Traumpass erhöhte Gekas mit seinem fünften Treffer für die Hertha in der 26. Minute sogar auf 3:0.

Wolfsburgs Trainer Lorenz-Günther Köstner hatte genug gesehen. Mit Zornesröte im Gesicht holte er den schwachen Innenverteidiger Jan Simunek vom Feld und brachte den wiedergenesenen Torjäger Grafite (35.). Keine 60 Sekunden später drückte der Brasilianer mit seinem ersten Ballkontakt Edin Dzekos Hereingabe zum 1:3-Halbzeitstand über die Linie.

Grafite versuchte nach der Pause wenigstens, die Kollegen zu mehr Lauf- und Kampfbereitschaft zu bewegen, doch der Titelverteidiger ließ die nötige Dringlichkeit vermissen. Kreativmomente mit gefährlichen Situation blieben eine Rarität. Stattdessen setzten die frechen Berliner bei Kontern weiter unangenehme Nadelstiche. Ciceros Distanzschuss strich noch um Zentimeter vorbei (55.), aber Gekas veredelte die Vorarbeit des starken Arne Friedrich eiskalt zum entscheidenden 4:1 (63.). Auf einmal skandierten die Hertha-Fans «So ein Tag so wunderschön wie heute.» Ramos setzte sogar noch einen drauf (84.). Zuletzt hatte die Hertha am 13. Dezember 2008 beim 4:0 gegen den KSC vier Tore in einem Spiel erzielt.

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