NewsKopie: Lena singt für Deutschland

Samstag, 13. März 2010

Lena singt für Deutschland

Man nehme eine quirlige 18-Jährige, dazu ein bisschen Girl-Pop, abgeschmeckt mit etwas Sprechgesang: Mit diesem Rezept siegt Lena Meyer-Landrut bei "Unser Star für Oslo".



"Verdammte Scheiße, Oslo!" Lena vertritt Deutschland beim Eurovision Song Contest

Beim Finale legte die Abiturientin einen eher schwachen Start hin. Doch am Ende verzauberte sie mit ihrem Song "Satellite" alle.

Bei der Siegerin kullerten Tränen die roten Bäckchen herunter, doch Gastgeber und USFO-Initiator Stefan Raab stürmte geradewegs von seinem Jurysessel zur Verliererin, die er den Händen des Moderators Opdenhövel förmlich entreißen musste.

Große Gefühle nach einem spannenden Finale, das Lena Meyer-Landrut letztlich für sich entschied. Am 29. Mai wird die 18-jährige Schülerin aus Hannover beim 55. Eurovision Song Contest in Oslo mit dem Song "Satellite" antreten. Ihre gleichaltrige Konkurrentin Jennifer Braun aus dem hessischen Eltville scheiterte mit ihrem Song "I Care For You". Die Zuschauer stimmten nicht nur darüber ab, welcher Teilnehmer nach Norwegen reist, sondern bestimmten auch den entsprechenden Song.

"Satellite": Moderner Girl-Pop zwischen Kate Nash und Adele
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Im Finale starteten beide Kandidaten mit dem fluffig-leichten 60s Popsong "Bee". Vom Stil her eindeutig ein Lena-Song, legte die als erste aufgetretene Jennifer die Messlatte gleich hoch, da sie den süßlichen Charme des Stücks überraschend gekonnt intonierte. Lena fand dagegen zunächst gar nicht in die Nummer und schien erst ab der Mitte richtig bei der Sache zu sein.

Beim Gewinnersong "Satellite" traf man dagegen auf fast alle Ingredienzien, die man an Meyer-Landruts Auftritten inzwischen so lieb gewonnen hatte: Modernen Girl-Pop irgendwo zwischen Kate Nash und Adele, Lenas schönes Wechselspiel aus Gesang- und Sprecheinlagen sowie ihre ansteckende Art der Darbietung.

"I Care For You" mit Eurovision-tauglichen Chören

Braun drosselte für "Satellite" das Tempo, so dass ihre Version wie ein komplett anderer Song klang. Das entfernt an Powerröhren wie Melissa Etheridge erinnernde Zwischenspiel hatte man schon nach dem letzten Ton vergessen.

Dafür hatte das dröhnende "I Care For You" nicht nur einen selbst für Osteuropäer simpel intonierbaren Refrain, sondern auch Eurovision-taugliche "Oh-oh-oooh-oooh-oooh"-Chöre. Das Publikum sah es genauso und bestimmte den Song als Braun-Titel.

Seltsamer Cardigans-Rip Off

Lenas dritter Song erinnerte stilistisch nicht nur frappierend an The Cardigans, sondern hieß verwirrenderweise auch noch "Love Me". Der "Lovefool"-Klon hatte allerdings eher schwache Strophen, so dass die Zuschauerentscheidung für "Satellite" wohl ebenfalls die beste Wahl darstellte.

Nun ging es um die wichtigste Frage des Abends und beide Kandidatinnen mussten mit dem frisch gewählten Oslo-Titel ran. Hier zeigte Meyer-Landrut Nerven und verpatzte einen Einsatz, derweil der Zuschauer aber noch über zuvor gezeigte Eurovision-Teilnehmersongs anderer Länder sinnierte.

Welche Konkurrenten erwarten Lena?

Die Niederlande treten mit einer Art Faschingsschlager vor einer obligatorischen Drehorgel auf, die Schweiz versucht es dieses Jahr mit Schlager-Discofox anno 1988 und Norwegen schickt einen Tenor. Sah man dann wieder zu Braun und Meyer-Landrut, fragte man sich eher, ob man es überhaupt verantworten könne, so junge Menschen in ein solches Irrenhaus zu entsenden. Oder wie Jurorin Barbara Schöneberger Anfang der Woche präzisierte: "Mir fehlt hier irgendwie der Homosexuellen-Teil".

Fraglos ist die Figur Meyer-Landrut eine große Ausnahme-Erscheinung in der Geschichte der deutschen Eurovision-Teilnehmer. Genau das macht die Sache in Oslo nun auch etwas spannender als mit der gewöhnlicheren Braun. Mit ihrem unprätentiösen, charmant-liebenswerten Auftreten verkörpert Lena eher nicht das, was die meisten Nachbarländer gemeinhin mit Deutschland assoziieren.

Ralph Siegel bevorzugte Jennifer Braun
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Sie grinst nicht wie Heidi Klum und singt keine Texte, in denen Träume nie sterben dürfen. Dass Ralph Siegel Jennifer Brauns "kräftigere Stimme" bevorzugte, dürfte ihr auch herzlich egal gewesen sein. Ob das alles in Oslo irgend eine Rolle spielen wird, weiß niemand, aber es ist ein interessantes Experiment.

Meyer Landruts Fanseite beim Online-Netzwerk Facebook hatte jedenfalls von Beginn der USFO-Staffel an die meisten Fans. Am Tag vor dem Finale waren es 13.000 Fans, im Laufe des Finales stieg die Zahl auf 16.000, kurz danach waren es 17.500. Wie sagte sie kurz nach der Entscheidung: "Das ist alles so derbe. So total der Hammer. Einfach total krass. Verdammte Scheiße, Oslo!"

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