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Mittwoch, 2. Februar 2011

Suchmaschinen-Krimi: Google stellte Falle für Microsoft (Update)

Bei Internet-Suchmaschinen muss es nicht immer nur um trockene Formeln gehen. Die jahrelange Rivalität von Google und Microsoft gerät gerade zum großen Popcorn-Kino. Die Höhepunkte: Eine Falle wie aus einem Spionageroman und eine Schlammschlacht.

Im Wettstreit von Google und Microsoft im Suchmaschinenmarkt geht es neuerdings zu wie in einem Krimi. Google stellte in einer aufwendigen Geheimaktion eine Falle für den Rivalen auf, um zu beweisen, dass Microsofts Suchmaschine Bing auch auf Google-Treffer zurückgreift, um die eigenen Ergebnisse zu verfeinern. Nach Google-Angaben wurde Bing dabei in mehreren Fällen ertappt. Microsoft wies den Schummel-Vorwurf zurück und beschuldigte Google am Dienstag im Gegenzug, für Verbraucher lästigen Suchmaschinen-Spam zu tolerieren, weil dies die Gewinne des Marktführers maximiere.

Google veröffentlichte die Geschichte nicht wie sonst üblich in einem Blog-Eintrag, sondern erzählte sie exklusiv dem Blogger Danny Sullivan, der sich seit 15 Jahren mit Internet-Suchmaschinen beschäftigt. Sullivan brachte am Dienstag einen ausführlichen Bericht in seinem Weblog "Searchengineland" .

Demnach fiel Google in vergangenen Oktober auf, dass es bei zwei Parametern auf einmal höhere Überschneidung zwischen den beiden Suchmaschinen gab: Die zehn Top-Treffer und das passendste Ergebnis, das an oberster Stelle steht. Von da an habe Google Verdacht geschöpft, schrieb Sullivan unter Berufung auf Amit Singhal, der bei dem Marktführer den Suchmaschinen-Algorithmus beaufsichtigt.

Die Falle

Deswegen stellte Google eine Falle auf: Die Treffer für mehrere sinnlose Suchanfragen wie "mbzrxpgjys" wurden manipuliert. Das Kalkül war einfach: Gibt Bing für diese Anfragen die gleichen Treffer wie Google aus, muss Microsoft auf irgendeine Weise auf die Google-Ergebnisse zurückgegriffen haben.

Nach der Vorbereitung sollten Google-Mitarbeiter die Anfragen von zuhause aus in Microsofts Browser Internet Explorer stellen und das Suchergebnis auch anklicken. Dem Bericht zufolge dauerte es zwei Wochen - vom 17. bis 31. Dezember - bis Bing für "mbzrxpgjys" oder "hiybbprqag" die gleichen Ergebnisse wie Google anzeigte. Am Dienstagnachmittag tauchte bei Microsofts Suchmaschine nach diesem Suchanfragen nur noch der Link zu Sullivans Artikel auf - der Blogger belegte die Darstellung aber mit Screenshots aus den Tagen davor.

Beginn einer Schlammschlacht?

Google vermutet als mögliche Erklärung, dass der Internet Explorer und die Bing-Toolbar Informationen über Suchanfragen und danach angesteuerte Websites an Microsoft weiterleiten könnten und die Daten zur Verfeinerung des Such-Algorithmus genutzt werden. Google betrachte das als Schummeln, betonte Singhal. Microsoft konterte in einem Blogeintrag, Bing nutze für das Ranking der Suchergebnisse mehr als 1000 verschiedene Parameter und Google habe mit dem Test zu Unrecht nur einen einzelnen davon in den Vordergrund gestellt.


Mehr noch, Microsoft ging zum Gegenangriff über und warf dem Marktführer vor, des eigenen Profits wegen für Nutzer wertlose Spam-Websites zu dulden. 70 Prozent solcher Seiten führten Google-Werbung, argumentierte Bing-Manager Harry Shum bei einer Branchenveranstaltung. Googles ebenfalls anwesender oberster Spam-Bekämpfer Matt Cutts wies den Vorwurf postwendend zurück. Microsoft-Sprecher Frank Shaw legte noch eins drauf und mutmaßte, Google wolle mit der ganzen Aktion nur von den laufenden Wettbewerbs-Untersuchungen ablenken.

Das Suchmaschinengeschäft ist die tragende Säule von Google - den Großteil der Milliardengewinne bringen dem Konzern immer noch die Anzeigen, die im Umfeld der Suchergebnisse eingeblendet werden. Microsoft versucht schon seit Jahren mit massiven Investitionen die Dominanz von Google bei der Internet-Suche zu brechen, konnte aber auch mit dem Start von Bing nur einige Prozentpunkte Marktanteil abringen. Der Windows-Konzern schreibt mit seinem Internet-Geschäft daher seit Jahren hohe Verluste.

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