Knochenstärke der Astronauten nimmt stärker ab, als erwartet
Ein Aufenthalt im All hat für den Knochenbau des Menschen offenbar größere Auswirkungen als bislang angenommen: Amerikanische Wissenschaftler veröffentlichten jetzt die Ergebnisse einer Untersuchung von 13 ehemaligen ISS-Besatzungsmitgliedern. Im Schnitt reduzierte sich bei ihnen die Knochenstärke um 14 Prozent. Dies dürfte sie anfälliger für Knochenbrüche machen.
Die Wissenschaftler der University of California in Irvine und San Francisco hatten für ihre Studie 13 Astronauten untersucht, die sich zwischen vier und sechs Monaten auf der Internationalen Raumstation ISS aufgehalten hatten. Sie stellten dabei fest, dass sich bei ihnen die Knochenstärke am Hüftbein um durchschnittlich 14 Prozent reduziert hatte. Bei drei Astronauten stellten sie sogar einen Rückgang von 20 bis 30 Prozent fest - was in etwa dem Befund bei älteren Frauen mit Osteoporose entspricht. Die Ergebnisse waren eine negative Überraschung, da sie deutlich über den Werten lagen, die bei früheren, weniger aufwendigen Studien ermittelt worden waren.
"Wenn man keine besonderen Vorkehrungen trifft, dürften manche unserer Astronauten auch noch Jahrzehnte nach ihrer Mission mit einem höheren Risiko von Knochenbrüchen leben", erläutert die Studienleiterin Professor Joyce Keyak von der University of California in Irvine die Ergebnisse.
Dass die Schwerelosigkeit im All die Knochen von Astronauten brüchiger macht, ist schon fast seit Beginn der bemannten Raumfahrt bekannt. Neu an der jetzt vorgelegten Studie ist, dass sie sich als erste gezielt mit der Knochenstärke der aus dem All zurückkehrenden Astronauten befasst und nicht nur - wie bisher - mit der Mineraliendichte der Knochen. Keyak und ihre Kollegen nutzen dazu ein neues Computerprogramm, das in den vergangenen 20 Jahren zur Erkennung der Gefahr von Hüftbeinbrüchen bei Osteoporose-Patienten entwickelt wurde. Mit diesem Programm wurden die CT-Scans von einer Astronautin und von zwölf Astronauten analysiert, die alle Besatzungsmitglieder auf der Internationalen Raumstation waren.
Die so entdeckte Abnahme der Knochenstärke lag zwischen 0,6 und fünf Prozent pro Monat Dienst auf der ISS. Bei früheren Studien war eine Abnahme zwischen 0,4 und 1,8 Prozent bei der Mineraliendichte der Knochen festgestellt worden. Die neuen Werte, so Keyak, liegen somit signifikant über den zuvor gefundenen Werten. Am Hüftbein lässt sich in der Regel der größte Knochenschwund nach einem Aufenthalt im All feststellen. Brüche hier können meist nur mit Krankenhausaufenthalten und Operationen behandelt werden und haben einschneidende Auswirkungen auf die Bewegungsfähigkeit der Patienten.
Donnerstag, 29. Januar 2009
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