Tsunami-Warnung
Australier entspannt, Japaner zittern noch
Nach dem Erdbeben in Chile halten sich die Auswirkungen der Flutwelle im Pazifik in Grenzen. Das Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii hat alle Tsunami-Warnungen aufgehoben. Nur für die Küsten Japans wurden sie aufrecht gehalten.
Gut ein Meter hohe Tsunami-Wellen haben am Sonntag die Küste Japans erreicht. Im Hafen der Stadt Kuji in der nordöstlichen Präfektur Iwate wurde eine 1,20 Meter hohe Flutwelle registriert, wie die japanische Wetterbehörde mitteilte. Zuvor waren bereits mehrere kleinere Wellen aus der Küstenstadt Nemuro im Nordosten der Insel Hokkaido gemeldet worden. Sie waren demnach zwischen zehn und 50 Zentimeter hoch. Der Hafen von Nemuro wurde überflutet.
Japan in Alarmbereitschaft
Die Behörden rechneten mit weiteren, wesentlich höheren Wellen. Ministerpräsident Yukio Hatoyama rief die Bevölkerung deshalb zu Wachsamkeit auf. „Nähern Sie sich um keinen Preis der Küste“, sagte er in einer Fernsehansprache. In der Vergangenheit hätten auch Wellen von weniger als zwei Metern Höhe schwere Schäden angerichtet. Aus Angst vor größeren Tsunami-Wellen an der Küste der japanischen Hauptinsel Honshu forderten die Behörden 320 000 Menschen auf, sich in Sicherheit zu bringen.
Die Tsunami-Wellen waren durch das Erdbeben vor der chilenischen Pazifikküste am Samstag ausgelöst worden. Bei dem Beben der Stärke 8,8 kamen mehr als 300 Menschen ums Leben. Das US-Tsunami-Warnzentrum für den Pazifik gab Flutwellen-Alarm für 50 Länder und Regionen heraus.
In Japan wurden Erinnerungen an das Jahr 1960 wach: Damals waren durch einen Tsunami an der japanischen Küste 140 Menschen getötet worden. Die Welle war seinerzeit durch ein Beben der Stärke 9,5 vor Chile ausgelöst worden – es war der weltweit stärkste Erdstoß, der jemals registriert wurde.
Schiffe bis ins Stadtzentrum geschwemmt
In Chile haben die Wassermassen das vom Erdbeben angerichtete Elend noch verschlimmert. „Es bebte und dann kam das Meer in unser Haus, es reichte uns bis zum Hals“, berichtete eine Einwohnerin von Iloca im Süden des Landes. In der Stadt Talcahuano wurden selbst größere Schiffe bis ins Stadtzentrum geschwemmt, im Hafen lagen riesige Seecontainer wie Streichhölzer durcheinander. „Das Wasser hat alles, aber auch alles fortgerissen“, sagte ein Überlebender aus dem kleinen Küstenort Boyecura. Auf der chilenischen Insel Robinson Crusoe, rund 670 Kilometer westlich von Südamerika, wurden fast alle Gebäude zerstört. Dort starben mindestens fünf Menschen, elf wurden noch vermisst.
Schaulustige in Australien
Aufatmen konnten dagegen Bewohner und Touristen auf Hawaii, nachdem dort bereits Stunden vor dem erwarteten Eintreffen der Wellen die Sirenen heulten. Bewohner und Touristen verließen die flachen Küstenstreifen, viele fuhren auf Anhöhen, um von dort aus das Naturspektakel zu beobachten. „Es herrscht eine Stimmung wie auf einem Campingplatz“, meinte ein Reporter des TV-Lokalsenders KITV4. Der Wasserspiegel vor Hawaii und anderen Inseln stieg jedoch nur um einen Meter bis 1,50 Meter an. Zum Vergleich: Nach dem Beben vor Indonesien 2004 hatten sich die Wasserwände 15 Meter hoch aufgetürmt.
An der australischen Ostküste waren die Strände von Brisbane bis Sydney zwar offiziell geschlossen worden, doch ignorierten das Tausende Schaulustige. An den berühmten Stränden Bondi und Coogee in Sydney waren sogar Schwimmer und Surfer im Wasser.
Sonntag, 28. Februar 2010
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen