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Sonntag, 18. April 2010

Großer Preis von China: Schauerhaftes Rennen für Vettel und Schumacher

Chaos nicht nur auf den deutschen Flughäfen: Mit launischen Wolken, allerdings voller Regen, muss auch die Formel 1 klarkommen. Jenson Button pokert am besten, Rosberg fährt mit auf das Podium. Vettel ist nach seinem sechsten Platz ziemlich angefressen, und die Schadenfreude über Schumacher wird immer größer. Von Elmar Brümmer, Shanghai

Der vierte WM-Lauf ist das dritte Regenrennen der Saison - und zum zweiten Mal ist der amtierende Weltmeister Jenson Button der Glückliche, der damit erstmals in dieser Saison wieder die Gesamtführung übernimmt. Von wegen Zufalls-Champion! Im Zweit-Silberpfeil von McLaren siegt er nach feuchten110 Minuten mit anderthalb Sekunden vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton und dem "echten" Silberpfeil mit Nico Rosberg. Für die drei Deutschen unter den ersten Zehn wäre mehr drin gewesen als die Plätze drei, sechs (Vettel) und zehn (Schumacher). Warmer Regen, aber eine kalte Dusche vor der unsicheren Rückkehr des Grand-Prix-Zirkus nach Europa.

Nach der Überseetournee führt Jenson Button mit 60 Zählern vor Rosberg (50), Fernando Alonso (49), Hamilton (49) und Vettel (45). Schumacher ist Neunter (10). Button ahnt: "Dieser Sieg ist ein besonderer. Er hatte nicht nur mit Glück zu tun, sondern damit, das Rennen richtig lesen zu können."
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Vettel verpennt den Start
Sebastian Vettel hat an dem Ort, an dem er im Vorjahr seinen ersten Red-Bull-Sieg feiern konnte, seine große Chance schon beim ersten Start verpennt. Fernando Alonsos Ferrari zieht per Frühstart außen an ihm vorbei, aber auch sein Red-Bull-Kollege Mark Webber lässt ihn stehen. Auch beim Re-Start nach der Safety-Car-Phase sieht der 22-Jährige wieder alt aus. Schade, mit einem Erfolg in Shanghai wäre der Heppenheimer bereits zum zweiterfolgreichsten Deutschen in der Formel 1 aufgestiegen, und hätte zum ersten Mal überhaupt die Führung in der Weltmeisterschaft übernehmen können.

Das spektakulärste Manöver war ein Beschleunigungsrennen in der Boxengasse gegen Lewis Hamilton, mit dem sich nachträglich die Streckenkommissare befassen. "Ich dachte, der will mir die Reifen aufschlitzen", ärgert sich Vettel. Auf der Piste war die Laune nicht besser: "Doch es hätte viel schlimmer kommen können, heute war es einfach eine Lotterie. Es war wichtig, unter dem Strich ein paar Punkte mitzunehmen", bilanziert ein ziemlich angefressener Vettel. Schwachpunkte: Die Strategie war nicht optimal, und der Red Bull hat im Nassen seine Überlegenheit eingebüßt.

Siegkandidat Nummer zwei aus Deutschland, Nico Rosberg, verkneift sich zwar bei den ersten Tropfen einen Reifenwechsel und geht durch das erfolgreiche Risikospiel im Trockenen prompt an die Spitze - aber ein Fahrfehler in Runde 19 kostet ihn fünf Sekunden, er muss auf den abbauenden Mischreifen Jenson Button vorbeiziehen lassen: "Es war schön, zu führen, aber dann war ich ein paar mal an der Grenze." Die große Chance des Wiesbadeners auf seinen Premierensieg ist vertan, er wird zum zweiten Mal in Folge Dritter. Er kämpft bravourös - aber letztendlich vergeblich - um den zweiten Platz gegen Lewis Hamilton, die Nummer eins bei Mercedes gehört fürs Erste ihm: "Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Es passt gerade alles zusammen bei mir. Und da kommt noch mehr. Ich glaube, das wird noch richtig gut." Mercedes-Sportchef Norbert Haug wünscht daher spontan: "Gute Fahrt …" Es war der 70. Sieg eines Mercedes-Motors in der Formel 1. Denkwürdig, leider für die Falschen.

Schumacher hat seine Magie verloren
Michael Schumachers Instinkte sind noch intakt, aber die Magie seiner ersten Karriere hat er verloren: "Definitiv war das ein Pokerspiel. Ich habe keinen guten Job gemacht. Ich habe die Reifen zu hart rangenommen und konnte mich am Ende nicht mehr wehren. Dieses Wochenende war kein glückliches für mich, ich muss daraus lernen." Er kommt mit dem Silberpfeil auf der langen Distanz einfach nicht klar. Die Schadenfreude im Fahrerlager wird immer größer. Der 41-Jährige hält sich im Rennen, aber aufhalten kann er die anderen nicht. Achter, das mag ja achtbar sein, aber nicht an seinen eigenen Ansprüchen gemessen. Schumis Prognose vor dem Start ist auch die Analyse danach: "Ich bin zu langsam."

Noch ist er nicht mürbe oder müde. Die Maschine muss ausgetauscht werden, nicht der Mensch. Aber der Druck wächst. Niki Lauda kommentiert: "Eigentlich eine schwache Leistung. Er ist nicht in die Gänge gekommen." Vier Runden vor Schluss wird Schumacher sogar vom Renault des russischen Neulings Vladimir Petrov düpiert, und in der letzten Runde lässt ihm sein alter Kollegen Felipe Massa nur noch das Ehrenpünktchen. "Jeder weiß, wie gut Michael im Rennen ist, es muss also am Auto liegen", gesteht Haug. Es ist der letzte Auftritt für den Mercedes W 01 in dieser Form, das Auto kommt jetzt zur Generalüberholung - fast alles außer dem Motor wird neu - falls der Formel-1-Tross rechtzeitig aus Shanghai ausfliegen kann... Wie sehr muss sich Schumacher nach der schauerhaften Vorstellung nach einem Neuanfang sehnen?

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