NewsKopie: Vulkan Eyjafjallajökull - Aschewolke legt Europa lahm

Montag, 19. April 2010

Vulkan Eyjafjallajökull - Aschewolke legt Europa lahm

Flugchaos durch Aschewolke: Das müssen Reisende jetzt wissen

Luftraum auf, Luftraum zu, Flughafen schließen, Flughafen öffnen - für Millionen Passagiere und Touristen geht die Hängepartie weiter. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Es ist das größte Flugchaos in Europa, das es je gab. Noch ist nicht klar, wann der Flugverkehr in Europa wieder aufgenommen wird. Der isländische Vulkan unter dem Gletscher Eyjafjalla schleudert weiter Asche in die Luft, derzeit wohl in deutlich niedrigere Höhen, aber die Behinderung des Flugverkehrs wird mindestens bis Dienstag andauern.

Welche Flughäfen sind derzeit in Deutschland geschlossen?

Bis Dienstag 2 Uhr sollen die Flughäfen geschlossen bleiben, entschied die Deutsche Flugsicherung (DFS). Die Sperrung betrifft alle 16 Flughäfen.
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Wenn die Flughäfen öffnen, informieren sie auf folgenden Homepages darüber: Hamburg, Hannover, Bremen, Düsseldorf, Münster/Osnabrück, Leipzig, Köln/Bonn, Frankfurt, Hahn, Erfurt, Dresden, Saarbrücken, Stuttgart, Nürnberg sowie die Berliner Flughäfen und der Münchner Flughafen geschlossen.

Wie ist die Lage in den euopäischen Ländern?

Dänemark: Starts und Landungen auf allen Flughäfen bleiben bis Dienstag 8 Uhr komplett untersagt.
Finnland: Luftraum mindestens bis Montag 17 Uhr gesperrt. Die Flughäfen Tampere und Turku sollen bis zum Nachmittag freigegeben werden
Frankreich: Einige Flughäfen im Südwesten sollen mindestens bis Montag 15 Uhr geöffnet bleiben. Flughäfen nördlich der Linie Nizza-Bordeaux bleiben bis mindestens Dienstagmorgen geschlossen.
Großbritannien: Der Flugraum bleibt mindestens bis Dienstag um 1 Uhr (2 Uhr MESZ) geschlossen; British Airways hat alle Flüge am Montag gestrichen.
Irland: Luftraum mindestens bis Montag 14 Uhr gesperrt; Billigflieger Ryanair hat alle nordeuropäischen Flüge bis Mittwoch 13 Uhr gestrichen.
Niederlande: Luftraum bis mindestens Montag 14 Uhr gesperrt
Italien: In Norditalien ist der Luftraum am Montag nach zwei Stunden wieder geschlossen worden. Zu betroffenen Flughäfen gehören Mailand, Turin und Genua.
Norwegen: Flughafen Oslo für Starts geöffnet, aber bislang keine Landungen
Polen: Sechs Flughäfen einschließlich Warschau wieder geöffnet
Russland: Alle Flughäfen offen; Aeroflot fliegt über den Nordpol in die USA
Schweden: Bis auf weiteres ist der internationale Flugplatz Stockholm Arlanda wieder in Betrieb.
Spanien: Alle 17 am Sonntagmorgen geschlossenen Flughäfen wieder in Betrieb.
Tschechien: Der tschechische Luftraum ist für Überflüge freigegeben worden. Die Flughäfen bleiben bis mindestens Montagmittag geschlossen.
Ungarn: Luftraum bleibt bis mindestens 12 Uhr am Montag geschlossen. Einige Flüge dürfen mit Sondergenehmigung der Flugsicherung starten oder landen.
Wer entscheidet über Flugverbote?

Das Sagen im Luftraum über Deutschland hat die Deutsche Flugsicherung (DFS). Bei der Entscheidung über sicherheitsbedingte Luftraumsperrungen hat selbst die Flugsicherung allerdings keinen Ermessensspielraum, sondern ist an Vorgaben des Bundesverkehrsministeriums gebunden. Zum anderen ist sie verpflichtet, Anweisungen der Luftverkehrsorganisation ICAO umzusetzen. Dazu zählt auch, dass Lufträume bei "Kontaminierung" mit Vulkanasche von den nationalen Flugsicherungen zu sperren sind. Eine Asche-Mindestkonzentration ist dabei nach DFS-Angaben nicht vorgesehen, das Flugverbot gilt pauschal. Ob sich Asche in der Luft befindet, ermittelt der Deutsche Wetterdienst. Bei der Einschätzung der Aschewolke in der Atmosphäre wiederum greift der Wetterdienst seinerseits auf die Daten von internationalen Spezialinstitutionen zurück, den Volcanic Ash Advisory Centers (VAAC).
Wo können sich Passagiere informieren?

Die Sperrung der Flughäfen und Lufträume betrifft sämtliche Fluglinien. Passagiere, deren Flug gestrichen wird, sollen gar nicht erst zum Flughafen fahren. In einem ersten Schritt sollten sich Reisende auf der Homepage ihres Flughafens und bei ihrer Fluglinie informieren. Die Lufthansa hat alle Flüge gestrichen, empfiehlt ihren Kunden, sich über die Webseite zu informieren, ebenso die Fluggesellschaft Air Berlin.
Können Flüge umgebucht werden?

Ja. Egal ob teure Airline oder Billigflieger-Passagiere haben bei einem Flugausfall in jedem Fall Anrecht auf Rückerstattung ihres Tickets. Nach EU-Recht sind Airlines dazu verpflichtet, ihre Kunden über Verspätungen und abgesagte Flüge rechtzeitig per SMS, Mail oder am Flughafen schriftlich zu informieren. Bei einer längeren Wartezeit müssen sie Passagieren Getränke, Verpflegung oder eine Hotelübernachtung zahlen. Fällt der Flug aus, können Kunden wählen zwischen der Erstattung des Tickets oder einer Umbuchung. Eine Entschädigung für die Unannehmlichkeiten können Reisende aber nicht verlangen
Können Pauschalreisen oder Hotels storniert werden?

Der Vulkanausbruch auf Island ist ein Fall von "höherer Gewalt". Daher besteht kein Rechtsanspruch auf kostenlose Stornierung der Pauschalreise. Die meisten Veranstalter bemühen sich um kulante Regelungen. Das gleiche gilt für gebuchte Hotelzimmer oder Ferienwohnungen: Ein Rechtsanspruch besteht nicht, man muss auf die Kulanz der Vermieter hoffen.

Thomas Cook bietet eine kostenlose Umbuchung der Urlaubsreise an, wenn der Flug gestrichen wurde. Ist der Flug bisher lediglich verspätet, werden die Reisenden von der Fluggesellschaft oder dem Veranstalter informiert. Wer am Urlaubsort auf seinen Rückflug wartet, wird bis auf weiteres in seinem Hotel untergebracht. Thomas Cook hat eine Hotline geschaltet: Tel. 06171/6565190.

Der Reiseveranstalter Tui hat alle Flugreisen bis einschließlich Montag, 19. April, um 24 Uhr abgesagt. Diese Regelung gilt unabhängig von der Fluggesellschaft. Bis dahin werden Gäste gebeten, nicht zum Flughafen anzureisen. Ein Krisenstab entscheidet im Laufe des Montags, ob die Flüge, die für Dienstag, den 20. April vorgesehen sind, planmäßig stattfinden können, oder ob weitere Verschiebungen nötig sein werden. Aktuelle Informationen dazu werden auf der Homepage bereit gestellt oder können telefonisch unter der Kunden-Hotline 0511/567-8000 abgefragt werden.

Tui hat bereits am Sonntag einige hundert Urlauber von Mittelmeerinseln aufs Festland gebracht. Sie reisen mit Bus und Bahn weiter, einige Flüge konnten die kurzzeitige Öffnung des Luftraums nutzen und in Deutschland landen.
Wer zahlt die unfreiwillige Urlaubsverlängerung?

Am liebsten soll der Urlaub immer andauern, doch wenn die Tage auf Mallorca, den Kanaren oder der Türkischen Riviera tatsächlich nicht zu Ende gehen, weil der Rückflug gestrichen wird, verliert der Urlaub seine Faszination.

Da die Aschewolke ein Fall der "höheren Gewalt" ist, kann der Urlauber nicht den Reiseveranstalter zur Verantwortung ziehen. Der Anspruch auf einen Rückflug bleibt bestehen, wobei ungewiss ist, wann dieser möglich ist. Kosten wie Umbuchungen und Fahrten zu einem entfernten Flughafen muss der Reisende zur Hälfte selber tragen. Die zusätzlichen Hotelübernachtungen müssen vom Urlauber selbst getragen werden. Immer mehr Veranstalter kündigen derzeit die Reiseverträge mit ihren Gästen. Der Reiseveranstalter Tui hat vielen Urlaubern aus Kulanz zwei weitere Nächte im Hotel gezahlt, fliegt die Urlauber aus, so dass sie über Umwege und mit Bus und Bahn nach Hause kommen. Ein rechtlicher Anspruch darauf besteht jedoch nicht.

Und Zuhause wartet der nächste Ärger: Wer keinen großzügigen Chef hat, muss sich für die unfreiwillige Verlängerung rückwirkend Urlaub nehmen oder auf einen Teil seines Gehalts verzichten
Ist die Bahn eine Alternative?

Prinzipiell schon, aber Geduld und Gelassenheit sind auch hier gefragt. Seit Freitag gilt zwar "alles was rollen kann, rollt" bei der Bahn, aber die Züge sind dennoch hoffnungslos überfüllt.

Lufthansa-Kunden können ihr Flugticket gegen einen Fahrschein der Bahn tauschen. Wer auf die Bahn umsteigen will, kann sich an den Abfertigungscountern der Fluggesellschaft einen Reisevoucher für die Bahn abholen. Dies gilt auch für elektronische Tickets. Coupons für internationale Flüge können in den Reisezentren der Bahn gegen Zugfahrscheine eingetauscht werden.
Wann ändert sich das Wetter - und die Position der Wolke?

"Die Asche verharrt über uns", sagte ein auf das Flugwetter spezialisierter Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes. Grund ist das immer noch recht stabile Hoch, das stärkeren Wind oder Regen über Mitteleuropa verhindert. Eine grundlegende Wetteränderung tritt nach der Prognose der Experten erst am Dienstag ein, wenn feuchtere Luftmassen mit schauerartigen Regenfällen von der Nordsee her zunehmend das Wetter bestimmen. Dieses Tief mit dem Namen "Queenie" könnte allerdings zugleich neue Asche von Island nach Mitteleuropa bringen und den Luftverkehr weiterhin behindern. Im Unterschied zur vergangenen Woche seien aber etliche Wolken und Niederschläge dabei, so dass man darauf hoffen könne, dass auf dem mehrere tausend Kilometer langen Weg "einiges ausgewaschen" werde. Derzeit wird die Asche von dem Vulkan in eine Höhe von rund 8000 Metern gestoßen und dann in Richtung Skandinavien geweht.
Gibt es noch Mietwagen?

Angesichts des Stillstands im Flugverkehr vergrößern die Autovermieter ihre Flotten. Weil die Auslastung derzeit fast 100 Prozent statt wie üblich 80 Prozent betrage, würden kurzfristig zusätzliche Fahrzeuge bereitgestellt, sagte eine Sprecherin von Europcar am Montag in Hamburg. "Wir kaufen auch extra neue Fahrzeuge." Konkurrent Avis plant dies ebenfalls. Sixt hatte bereits angekündigt, die Flotte in Europa von rund 70.000 Fahrzeugen um bis zu 2000 aufzustocken. Von den lahmgelegten Flughäfen zogen die Vermieter Autos ab, um sie an Bahnhöfen und Innenstadt-Stationen anzubieten. Zudem bemühten sie sich, Fahrzeuge aus dem Ausland wieder nach Deutschland zu schaffen.

Wer ein Auto vorbestellt hat, aber es nicht abholen kann, weil er den Ort nicht erreicht, kann in den meisten Fällen auf die Kulanz des Verleihers hoffen. Viele erlassen bis mindestens Sonntag die Gebühr, bitten lediglich um eine kurze Meldung an der Hotline: für Avis unter Tel. 01805/557755, für Sunny Cars unter Tel. 089/829933900.

Wer kein Auto mehr ergattert, könnte über eine Busreise nachdenken. Von fast allen Flughäfen und Städten werden direkte Verbindungen mit Reisebussen angeboten. "Je nach Situation werden wir unsere Kapazitäten um bis zu 400 und teilweise 500 Prozent aufstocken", erklärte die Deutsche Touring. Alle Busse fahren nach dem normalen Fahrplan. Weitere Infos unter www.touring.de und www.eurolines.de.
Kann man die Aschewolke sehen?

Die Aschewolke aus Island ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) über Deutschland kaum sichtbar. "Man kann am blauen Himmel nur eine leicht milchige Trübung erkennen", sagte DWD-Meteorologe Helmut Malewski. "Was hier ankommt, sind nur noch die Staubteilchen."
Hat die Wolke Einfluss auf das Wetter?

Auf das aktuelle Wetter habe die Wolke praktisch keine Auswirkungen. Wenn es aber regne, könnten die Staubteilchen auch auf dem Boden sichtbar werden. "Das ist ähnlich wie der Saharastaub, der dann auswäscht und Reste auf dem Auto hinterlassen kann. Nach Regen sieht es im Moment aber nicht aus." DWD-Meteorologe Helmut Malewski sprach von einem "ganz seltenen Ereignis", das durch die derzeitige nordwestliche Strömung verursacht worden sei. Nur deshalb sei die Wolke nach Mitteleuropa gelangt. Bei Westwind wäre sie Richtung Norwegen abgetrieben. "Niemand hätte hier etwas bemerkt." Langfristige Auswirkungen erwartet der DWD nicht. "Dass die Wolke das Sommerwetter beeinflusst, ist eher unwahrscheinlich."

Aber die Partikel in der Atmosphären lassen den Sonnenaufgang und -untergang deutlich kräftiger erscheinen als üblich. Zeit für Romantiker!
Wie lange bleibt die Asche in der Atmosphäre?

"Die Aschepartikel halten sich je nach Menge und Anzahl bis zu zwei Jahren in der Atmosphäre", so Meteorologe Karsten Brandt vom Wetterdienst donnerwetter.de. Die Asche gelange bis in die Stratosphäre und zirkuliert in den globalen Windströmungen mit. Die Aschewolke über Europa kann sich je nach Windrichtung und Niederschlag einige Tage halten und den Flugverkehr weiter behindern.
Warum ist die Asche für Flugzeuge gefährlich?

Die Flugverbote werden aus zwei Gründen ausgesprochen. Zum einen behindert die Aschewolke, die in sechs bis 16 Kilometer Höhe schwebt, die Sicht der Piloten. Die Aschepartikel sind zudem eine Gefahr für das Flugzeug, weil sie sich auf den Triebwerksschaufeln festsetzen kann - bis diese ausfallen. Zudem wirken sie wie ein Sandstrahler. "Sie können damit wunderbar ein Flugzeug farblos kriegen", sagte der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerg. Die Fenster zerkratzen. Zudem können die Sensoren der Messgeräte für Höhe und Geschwindigkeit ausfallen.
Ist die Vulkanasche ein Risiko für Menschen?

Die meisten Gesundheitsexperten sagen, dass von der Aschewolke keine Gefahr ausgehe. Die Messergebnisse aus den Messnetzen der Länder und des Bundes lassen keine signifikant erhöhten Feinstaubkonzentrationen erkennen", teilte das Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau am Freitag mit. "Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz der Gesundheit sind - auch für empfindliche Menschen – in Deutschland derzeit nicht erforderlich."

Der WHO zufolge könne die Asche bei den Menschen in Europa zu gesundheitlichen Problemen führen. Das Ausmaß sei allerdings unklar, erklärte am Freitag ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Die Lage werde genau beobachtet, sagte David Epstein, vor allem, wenn sich die Staubwolke gesetzt habe. "Die WHO weiß aber noch nicht, welche Gesundheitsrisiken von diesem Vulkanausbruch ausgehen könnten." Noch flögen die Stabpartikel in großer Höhe in der Atmosphäre. Hätten sie sich erst einmal gesetzt, sollten vor allem Menschen mit Problemen der Atmungsorgane - wie etwa Asthma - in ihren Wohnungen bleiben, riet Epstein.

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