Bernd Eichingers Produktionsfirma Constantin lässt Youtube-Spots löschen. Es geht um einen Ausschnitt aus dem Film "Der Untergang", der seit Jahren immer wieder veralbert wird. Eine Frage des Humors?
An einem Montag, unter dem knusperblauen Himmel Kaliforniens, veröffentlichte der Onlinedienst "Techcrunch" eine Meldung, die über Nacht ganz Vulkanasche-mäßig über Land und Meer gen Europa zog, um am Dienstag über der deutschen Stadt München abzuregnen. Ging es darin doch um Hitler, das Internet und ein drohendes Lachverbot.
"Hitler ist sehr ungehalten, dass Constantin-Film Hitler-Parodien verbannen will", lautet die lakonische Überschrift des Artikels, der beschreibt, dass Bernd Eichingers Produktionsfirma im Onlineportal Youtube eine wahre Löschorgie plane. Es geht um einen Ausschnitt aus der Constantin-Produktion "Der Untergang" von 2004, Oliver Hirschbiegels Drama über die letzten Tage des Diktators im Bunker in Berlin.
Besagte Szene zeigt eine Lagebesprechung, bei der Hitler begreift, dass sein Vernichtungskrieg verloren ist, und einen Wutanfall bekommt. Seit Jahren schon wird eben dieser Ausschnitt von Youtube-Usern neu betextet. So flippt Hitler über alles Mögliche aus: weil er Hannah Montana nicht mag, weil er nicht mehr Xbox spielen darf, oder weil ihm das iPad nicht gefällt. Es müssen mittlerweile Hunderte dieser Videoparodien sein, die allerdings vorraussetzen, dass man den deutschen Originalton nicht versteht. Die Veralberung findet in den Untertiteln statt.
Wie "Techcrunch" berichtet, hat Youtube auf Geheiß von Constantin bereits damit begonnen, Parodien zu löschen. Der populäre Wutanfall über die Xbox und auch der über den Tod Michael Jacksons sind nicht mehr abrufbar mit dem Hinweis: "Dieses Video enthält Content von Constantin Film. Dieser Partner hat das Video aus urheberrechtlichen Gründen gesperrt".
Anruf bei Constantin, um nachzufragen, ob die Netzbeobachter Recht haben und warum man sich an der Veralberung des ernsten Themas nicht schön früher gestört hat. Doch anstatt die Sache schnell mit der Presseabteilung klären zu können, zerschellt die Frage an einem Misstrauen erweckenden Verteidigungswall. Erst nach einer Stunde Verbinden, Nicht-zuständig-sein, Zurückstellen und Von-vorn-anfangen, als das andere Ende von Nerven und Humor fast erreicht ist, steht endlich ein Termin für ein Gespräch mit Vorstandsmitglied Martin Moszkowicz. Und: Ja, es ist wahr, Constantin lässt löschen. Aber nicht erst seit dieser Woche. Und: Es gehe einzig und allein um den Schutz des Urheberrechts. Youtube wollte sich zum Zeitpunkt des Löschbeginns nicht äußern.
Als Youtube-Hitler im Januar über das iPad schimpfte, nannte "Techcrunch" die immer wieder verwendete Szene: "Das Mem [die ewig nachgeahmte Idee, Anm.d.Red.], das niemals stirbt". Damit ist es nun vorbei.
Mittels "Content ID System", einer Software, die Filminhalte erkennt und bei Anordnung löscht, werden Youtube-Hitlers identifiziert und vom Netz genommen. Deshalb war wohl auch die Parodie zum G4-iPhone so schnell wieder verschwunden. Allerdings scheint das System noch löchrig: Youtube-Hitlers Wutanfall über die Existenz der Hitler-Parodien gibt es schon. Die Empörung darüber, dass sie vom Netz genommen werden, ist nur eine Frage der Zeit. Genau genommen hat die Constantin die Parodie-Freunde gerade herausgefordert.
Mittwoch, 21. April 2010
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