Bis Ende des Jahres will Google seinen Dienst Street View starten und umfassende Straßenbilder von 20 deutschen Städten ins Internet stellen. Mieter und Hausbesitzer können vorher Widerspruch einlegen. Dennoch äußern Datenschützer deutliche Kritik.
Trotz anhaltender Kritik will Google bis Ende des Jahres seinen Kartendienst Street View auch in Deutschland starten. Das Angebot mit der umfassenden Darstellung von Straßenzügen und Häusern wird zunächst für 20 Städte zwischen München und Hamburg eingeführt, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Mieter und Hausbesitzer sollen vorher mit einem Online-Formular die Gelegenheit bekommen, ihr Gebäude unkenntlich zu machen.
Folgende Städte wurden bisher von den Google-Autos erfasst: Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Dortmund, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart, Wuppertal.
Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar kritisierte die Einführung des Internet-Dienstes als überstürzt. "Die Leute wissen gar nicht, was sie da erwartet", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Daher sei es nicht sinnvoll, die Zeit für Widersprüche vor Einführung des Kartendienstes so knapp zu befristen. Auch gebe es keine klare Leitlinie für den Umgang mit den Daten von Widerspruchsführern. Der für Google zuständige Datenschutzbeauftragte kritisierte zudem, dass bislang keine telefonische Hotline von Google für Anfragen von Bürgern geplant sei.
Beschwerde per Online-Formular
Die Bewohner der 20 Städte mit dem Street-View-Angebot sollen ab nächster Woche die Möglichkeit bekommen, mit einem Online-Formular Widerspruche gegen die Darstellung ihres Gebäudes anzumelden. Das Bild des entsprechenden Hauses wird dann mit einer "Blurring"-Technik unkenntlich gemacht, so dass es nur noch schemenhaft zu sehen ist.
Die Entwicklung des Online-Werkzeugs für das Einlegen von Widersprüchen sei eng mit dem Hamburgischen Datenschutzbeauftragten Caspar abgestimmt worden, sagte der Google-Beauftragte für den Datenschutz in Deutschland, Per Meyerdierks. "Die Zusammenarbeit läuft aus meiner Sicht sehr gut."
Die Bearbeitung der Widersprüche werde einige Wochen in Anspruch nehmen, sagte Google-Sprecherin Lena Wagner. Danach werde das Angebot online gestellt. "Wir hoffen, dass dies im November der Fall sein wird."
Mit einer Anzeigenkampagne will Google für das neue Angebot werben und dabei auch auf die Datenschutzbedenken eingehen. Den Nutzen von Street View sieht das Unternehmen in der "Möglichkeit, vor Ort zu sein, als wäre man dort". Dies sei bei der Planung eines Umzugs ebenso interessant wie bei für touristische Zwecke. "Es ist die Vision von Google, das Internet auf eine Karte zu bringen", sagte der zuständige Google-Produktmanager Raphael Leiteritz.
Google hat Street View 2007 zuerst in den USA gestartet. Das erste europäische Land mit diesem in Google Maps integrierten Dienst war Frankreich. Deutschland wird nun weltweit das 24. Land, in dem dieses Angebot eingeführt wird.
Kritik wegen Datenschutzbedenken
Schon früh haben die Pläne für Street View zu heftiger Kritik geführt. Einzelne Bürger wie kommunale Entscheidungsträger fürchteten, das Angebot könnte für kriminelle Zwecke wie den Einbruch in Häuser missbraucht werden. Die Kritik wurde noch lauter, nachdem im Mai bekannt geworden war, dass bei den Kamerafahrten für Street View auch Daten aus offenen Funknetzen miterfasst und von Google gespeichert wurden.
In Gesprächen mit Datenschützern hat Google versprochen, bei der Einführung von Street View 13 Punkte einzuhalten. Die Zusicherungen gehen über die Praxis von Street View in anderen Ländern hinaus. Caspar sagte dazu: "Diese Zusage ist kein großzügiges Entgegenkommen, sondern eine von Google übernommene Rechtspflicht."
Mittwoch, 11. August 2010
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